Sukothai ist eine
freundliche Kleinstadt, ca. 450 km nord-westlich von Bangkok
gelegen. Das Klima
ist recht mild und ermöglicht eine breitgefächerte Landwirtschaft,
weswegen man von der Gegend auch als "Brotkorb Thailands"
spricht. Wer jedoch das heutige Sukothai sieht, würde
niemals ahnen, dass es sich um eine der historisch bedeutsamsten
Städte Thailands handelt, denn hier wurde das erste Tai-Königreich
gegründet. Seitdem gilt Sukothai allgemein als "Wiege
Thailands".
Der Name Sukothai stammt von dem Sanskrit-Begriff
"sukha udaya" ab, was soviel wie "Geburt
des Glückes" bedeutet. Ursprünglich war die
Stadt ein militärischer Vorposten der Khmer, die weite
Teile des heutigen Thailand beherrschten. Einige Tai hatten
es geschafft, innerhalb der Khmer-Hierarchie aufzusteigen
und waren zu lokalen Generälen und Fürsten geworden.
Offensichtlich waren sie jedoch mit der totalitären Herrschaft
der Khmer unzufrieden. Um 1230 herum erhoben
sich schliesslich zwei lokale Tai-Prinzen gegen die autokratischen
Herrscher von Angkor.
Ihre Namen waren Khun Bang Klang Tao und Khun Pha Mung.
Ihr erstes Ziel war die kleine Stadt Chalieng, das heutige
Si
Satchanalai, die sie unterstützt von ihren
Landsleuten relativ leicht eroberten. Hier teilten sie ihre Armee
und während ein Teil die Khmer auf halber Strecke
zwischen Chalieng und Sukothai zur Schlacht forderte,
drang der andere Teil der Armee in das fast unbewachte Sukothai
ein und eroberte die Stadt.
Nach dem Sieg über die Khmer ernannte sich Khun Bang Klang
Tao unter dem Namen Sri
Inthrathit zum König und machte Sukothai
zu seiner Hauptstadt. Sein Gefährte, der mit einer Khmer-Prinzessin
verheiratet
war und dem das Volk deshalb misstraute,
wurde Vizekönig. Weitere Tai-Fürsten schlossen
sich an und Sukothai erweiterte sein Einflussgebiet.
Sri Inthrathit folgte sein Sohn Banmuang
auf den Thron, über dessen Regierungszeit jedoch wenig be-
kannt ist. Mit Banmuangs Bruder gelangte 1279
jedoch eine der schillerndsten Persönlichkeiten der thailändischen
Geschichte überhaupt auf den Thron. Sein Name war Ramkamhaeng,
was schlicht und ergreifend soviel heisst, wie "Rama der
Starke". Ramkamhaeng war ein militärisches
Genie und es gelang ihm innerhalb kurzer Zeit, den Einflussbereich
Sukothais erheblich zu vergrössern. In seiner Glanzzeit
reichte das Reich von Luang Prabang in Laos, bis zur malayischen
Halbinsel im Süden und entsprach schon damals beinahe dem heutigen
Staatsgebiet. Die Verdienste Ramkamhaengs gingen jedoch
viel weiter.
Für seine Zeit war er ein äusserst
progressiver und visionärer Monarch und ein Menschenfreund
obendrein und so war eine seiner ersten Amtshandlungen die Abschaffung
der Sklaverei. Da der König erkannt hatte, dass die Basis einer
eigenständigen Kultur eine einheitliche Sprache und Schrift
waren, entwickelte er das Thai-Alphabet aus den Schriftzeichen der
Mon und der Khmer. Erstes Zeugns dieser neuen
Schrift war der berühmte Inschriftenstein
aus dem Jahre 1292 der ausführliche Informationen
über das Leben in Sukothai und die Regierung Ramkamhaengs
liefert. Das Original steht heute im Nationalmuseum
in Bangkok. Oberstes Ziel des Königs waren Wohlstand
und ein freies Leben aller seiner Untertanen und er selbst verstand
sich eher als Diener seines Volkes. Der Legende nach brachte er
an seinem Palast einen Glocke an, die jeder Untertan läuten
konnte, um mit seinen Problemen und Sorgen direkt beim König
vor- zusprechen.
Desweiteren führte Ramkamhaeng den Freihandel ein
und knüpfte Handelsbeziehungen mit China und den dortigen Mongolenherrscherrn.
Sukothais Töpfer lernten von den Chinesen die Herstellung
der berühmten Sangkhalok-Keramiken. Gerade in der
Gegend von Si Satchanalai finden sich auch heute noch unzählige
Brennöfen, in denen noch immer diese Keramiken hergestellt
werden und die damals ein regelrechter Exportschlager in Asien wurden.
Aussenpolitisch verfolgte Ramkamhaeng
einen Kurs zwischen Härte und Diplomatie. Im Norden war unter
dem König Mengrai
das Königreich Lan
Na als potenzieller Rivale entstanden. Da Mengrai
jedoch ein Freund Ramkamhaengs war, entschloss dieser sich,
auf freundschaftliche Beziehungen zu Lan Na zu setzen.
Auf religiösem Gebiet führte Ramkamhaeng den ceylonesischen
Hinayana-Buddhismus ein, um sich auch kulturell von den
Khmer und dem dort praktizierten Mahayana-Buddhismus
zu lösen. Noch heute ist der Hinayana-Buddhismus als
Theravada Staatsreligion in Thailand. Ramkamhaeng übernahm von anderen Kulturen immer das
Beste und passte es den Anforderungen der Tai-Kultur an.
Unter ihmerlebte Sukothai
einen bisher unerreichten Wohlstand und Frieden.
Auch heute noch, mehr als 700 Jahre später, gilt er als Vorbild
für einen gütigen und progressiven Herrscher und die Verehrung
für ihn ist ungebrochen. Nach seinem Tod begann jedoch auch
der Niedergang des Reiches.
Sein Sohn
Lo Thai folgte ihm 1298 auf den
Thron. Dieser widmete sich jedoch hauptsächlich seiner spirituellen
Vervollkommnung und vernachlässigte dabei die Staatsgeschäfte.
Die Folge war, dass Sukothai die meisten, unter Ramkamhaeng
erworbenen Gebiete wieder verlor. Auf Lo Thai folgte dessen
Sohn Li
Thai. Dieser konnte einen Teil der Macht Sukothais
wiederherstellen. Bekannt wurde er jedoch hauptsächlich auf
kulturellem Gebiet. Unter seiner Herrschaft entstanden die grössten
und schönsten Tempel Sukothais und man spricht auch
heute noch von einem "goldenen Zeitalter" der Sukothai-Kunst.
Ihm wird auch die Schaffung des Phra Buddha Chinarat im
Wat
Yai in Phitsanulok
zugeschrieben, der vermutlich schönsten Buddhafigur Thailands.
Jedoch schaffte auch Li Thai es nicht, den politischen
Einfluss Sukothais wieder herzustellen.
Weiter südlich war inzwischen das
Königreich Ayutthaya
entstanden, deren Herrscher wenig vom Humanismus der Sukothai-Könige
hielten und stattdessen die autokratischen Herrschaftsformen der
Khmer zum Vorbild hatten. In der Folgezeit verlor Sukothai
immer mehr an Einfluss und Ayutthaya erstarkte. Heute erscheint
es fast so, als hätten die Nachfolger Ramkamhaengs
ihr Augenmerk zu sehr auf Kultur, Wohlstand und Freiheit ihrer Untertanen
gerichtet und dabei völlig aus den Augen verloren, dass es
auch nicht ganz so wohlmeinende Nachbarn gab. Sukothai
verkam zu einem Aussenposten Ayutthayas , wurde 1438
schliesslich aufgegeben und geriet beinahe in Vergessenheit. Nach
dem Fall Ayutthayas förderten die Könige der
Chakri-Dynastie
die Erinnerung an das vergessene Königreich.
Rama I.
befahl die Errichtung einer neuen Stadt etwas ausserhalb der historischen
Bauten und liess unzählige Kunstschätze in die neuen Tempel
und Museen seiner neuen Hauptstadt Bangkok schaffen, um
sie vor weiterem Verfall zu bewahren, aber auch um seine Macht zu
legitimieren.
Obwohl das Königreich Sukothai nicht einmal 200 Jahre
bestand, ist sein Einfluss auf die gesamte Geschichte und Kultur
Thailands immens. Der Sukothai-Stil gilt auch heute noch
als schönster und erster eigenständiger Kunststil Thailands
überhaupt und die eindrucksvollsten Beispiele dieses Stils
kann man heute im Sukothai Historical Park besichtigen,
der 1993 für die Öffentlichkeit eröffnet
wurde. Der Park ist mittlerweile ein Weltkulturerbe der UNESCO.
Die bequemste Art, sich dort zu bewegen, ist mit dem Fahrrad, dass
man am Eingang mieten kann. Die meisten Gebäude sind gut erhalten.
Damals baute man aussschliesslich religiöse Gebäude aus
Stein. "Normale" Gebäude wurden aus Holz gebaut,
von denen heute naturgemäss nichts mehr übrig ist. Trotzdem
vermitteln die erhaltenen Ruinen immer noch einen guten Eindruck
davon, wie es einmal in Sukothai ausgesehen haben muss.
Die billigste Möglichkeit nach
Sukothai zu kommen, ist der Air-Con-Bus von Bangkok
aus. Eine Fahrt kostet ca. 250 Baht, dauert allerdings 7h. Bangkok
Airways fliegt Sukothai täglich
von Bangkok aus um 09:20 und um 11:40
an. Da Bangkok Airways aber auch hier ein Monopol auf den
Flughafen hat, kostet ein einfaches Ticket rund 2000 Baht.
Meiner Meinung nach ist die beste Möglichkeit nach Sukothai
zu kommen, mit Thai
Airwaysnach Phitsanulok
zu fliegen und sich für die restlichen ca. 80 km ein Taxi zu
mieten. Ein einfaches Ticket von Bangkok nach Phitsanulok
kostet etwa 1400 Baht. Es gibt täglich zwei Flüge um 13:30
und um 19:30.
Obwohl ich auf dieser Website eigentlich nur ungern Empfehlungen
für Unterkünfte gebe, kann ich in Suko-
thai das "MG Guesthouse
& Resort" empfehlen. Grosse, helle Bungalows mit Air-Con
und heissem Wasser für etwa 500 Baht, dazu zentral gelegen.
Ausserdem hat der Besitzer in der 70er Jahren in Frankfurt
studiert und spricht ziemlich gut Deutsch. Z.B. kann man mit ihm
prima über die Fussball-WM 74 fachsimpeln.
Die Tatsache, dass mich dort ein Hund in die Ferse gebissen hat,
lass ich hierbei mal ausser Acht, da er, wie man mir später
versicherte, nur heldenhaft seine Jungen verteidigte, die sich ausgerechnet
unter meinem Bungalow aufhielten. Kann halt passieren. Ich war wohl
zur falschen Zeit am falschen Ort.