Monarchie
 
Als Europäer, der mit Monarchie allenfalls Skandale und Klatschgeschichten verbindet, registriert man immer wieder mit Erstaunen, die grosse Verehrung, die die Thais gegenüber ihrem Königshaus aufbringen. In nahezu jedem Haushalt hängt ein Bild des Königs oder zumindest eines seiner Vorgänger und dies nicht etwa, weil es irgendwie vorgeschrieben wäre, sondern absolut freiwillig.. Gerade bei uns Deutschen weckt ein derartiger Personenkult eher dunkle Erinnerungen an vergangene Zeiten.
 
In Thailand gab es diese Schatten der Vergangenheit jedoch eigentlich nie, im Gegenteil : Obwohl es natürlich auch, besonders in der Ayutthaya-Periode,
Despoten und Tyrannen gab, tauchten doch auch immer wieder mildtätige und gütige Herrscher in der thailändischen Geschichte auf, die sich als Diener ihres Volkes ansahen. Schon Ramkamhaeng von Sukothai, einer der ersten Könige in der Geschichte Thailands, der von 1275 bis 1317 regierte, war ein äusserst aufgeklärter und progressiver Herrscher, der weitreichende soziale Reformen in Gang setzte und der Legende nach n seinem Palast sogar eine Glocke anbringen liess, die jeder Untertan schlagen konnte, wenn er vom König Gerechtigkeit verlangte.
Fast alle Reformen, die Thailand heute zu einem demokratischen Staat mit , zumindest für asiatische Verhältnisse, weitreichenden bürgerlichen Freiheiten machten, entstammten nicht revolutionären Bestrebungen, sondern gingen zumeist vom Königshaus aus. Besonders Rama V. erliess während seiner Regierungszeit soviele progressive Reformen, dass das Volk mit den Veränderungen kaum Schritt halten konnte.
Selbst die unblutige Abschaffung der absoluten Monarchie im Jahre 1932 war eigentlich nur eine Folge demokratischer Prozesse, die zuvor von den Königen selbst eingeleitet worden waren.
Vor allem Rama V. und sein ebenfalls äusserst reformfreudiger Vater geniessen auch heute noch allerhöchste Verehrung in der thailändischen Bevölkerung, die im Falle von Rama V. schon fast religiöse Züge trägt. Sein Bildnis findet man sicherlich am zweit häufigsten in den thailändischen Haushalten und an seinem Todestag, dem 23. Oktober, treffen sich alljährlich an seiner Statue im Dusit-Bezirk tausende Verehrer, um dem toten König die Ehre zu erweisen.
Doch der gegenwärtige König übertrifft alle Vorgänger an Beliebtheit. Bumiphol Adulyadej ist nicht nur der am längsten regierende König Thailands, sondern auch weltweit. Zusammen mit seiner Frau, Königin Sirikit, hat er es wie kein anderer vor ihm verstanden, der Monarchie in Thailand ein menschliches Gesicht zu geben. Kaum ein Ort im Lande, den der König nicht schon bereist hätte und an dem er sich nicht die Sorgen und Nöte der einfachen Leute angehört hätte.
Aus der ehrlichen Sorge um sein Volk entstand eine Unzahl von Initiativen unter seiner Schirmherrschaft.
Der König gilt in Thailand als einender Faktor und als Bindeglied zwischen Nation und Volk und als Garant der Demokratie in Thailand. Obwohl de facto ohne politische Macht, kommt keine Regierung an seinem Wort vorbei. Zwei versuchte Staatsstreiche scheiterten, weil der König den Umstürzlern die Unterstützung verweigerte.
links:
Wappen zum 72. Geburtstag Seiner Majestät König Bumiphol Adulyadeis
Im Mai 1992 beendete der König persönlich die blutigen Unruhen zwischen prodemokratischen Demonstranten und der, sich an die Macht geputschten Militärs, indem er die Anführer beider Lager zu sich zitierte und vor laufender Kamera wie zwei Schuljungen zur Ordnung rief.
Dies alles brachte dem König die tiefe Liebe seines Volkes und den Respekt der gesamten Welt ein. Aus diesem Grunde verstehen Thais auch gar keinen Spass , wenn es um das Ansehen des Königs und seiner Familie geht. Auf Majestätsbeleidigung stehen lange Haftstrafen bis zu 15 Jahren. Abbildungen des Königs sind mit Respekt zu behandeln. Dies gilt schon für Geldscheine und Münzen, die auch das Bildnis des Königs tragen. Man sollte also das Geld niemals übermässig zerknüllen oder, wenn es herunterfällt gar mit dem Fuss stoppen.
Wenn um 8 Uhr und um 18 Uhr in öffentlichen Gebäuden oder in Kinos vor jeder Vorstellung die Königshymne gespielt wird, erwartet man auch von Ausländern, dass sie sich zumindest erheben.
Interessant ist es zu sehen, wenn Mitglieder der Königsfamile im Konvoi durch Bangkok fahren. Innerhalb kürzester Zeit werden selbst die befahrendsten Strassen gesperrt und alle Brücken geräumt, da niemand mit den Füssen, die als unrein gelten, über dem König und Mitgliedern seiner Famile stehen darf. Wenn man in einem Laden sieht, das sich plötzlich alle zu Boden werfen, muss dies nicht unbedingt ein Überfall sein, sondern vermutlich geht einfach ein Mitglied der königlichen Familie gerade dort einkaufen.
Dass Thais in Bezug auf ihr Königshaus keinen Spass verstehen, zeigt auch die Geschichte der Anna Leonowens. Diese war von König Mongkut als Lehrerin für seine Kinder an den Hof geholt worden. Ihre Erlebnisse fasste sie in einem Bericht zusammen, in dem sie es, wie Experten sagen, offensichtlich mit der Wahrheit nicht immer allzu genau nahm und zumindest ihren Einfluss auf den König masslos übertrieb.
Das Buch ist in Thailand seither verboten. Auch die weltweit erfolgreiche Musicalverfilmung mit Yul Brunner und Deborah Kerr aus dem Jahre 1956 wurde verboten, was relativ verständlich verständlich, da Brunners Darstellung des Mongkut stellenweise stark an die eines halbnackten Wilden erinnert.
Im Jahre 1999 wurde das Buch erneut mit Jodie Foster und Chow Yun Fat als Mongkut verfilmt. Nach "eingehender Prüfung" wurde der Film jedoch auch auf den Index gesetzt, obwohl der Film dieses Mal Mong- oben :
Vollsperrung am Victory Monument
Der König kommt !!!
kut in einem äusserst positiven Licht darstellt. Das Königshaus und sein Privatleben sollte halt kein Objekt der allgemeinen Unterhaltung sein. Man muss allerdings sagen, dass Thais sich nicht scheuen, hinter vorgehaltener Hand natürlich, auch über die Königsfamilie zu tratschen.
 
 
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