Pattaya polarisiert, wie kaum ein anderer Ort in Thailand. Klischees vom "Sündenbabel", "deutscher Kolonie" und "Hauptstadt des Verbrechens" kursieren, wobei man allerdings feststellt, dass die meisten Leute, die Pattaya vehement ablehen, niemals oder nur sehr kurz dort waren. Wenn man aber eines recht schnell in Asien lernt, dann, dass die Dinge nie so sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.
 
Ich muss zugeben, dass auch ich lange einen Bogen um die Stadt machte, aber es wäre heuchlerisch, eine Website über Thailand machen zu wollen und gerade Pattaya dabei auszulassen. Also machte ich mich mit meiner Familie auf den unbeschwerlichen Weg nach Pattaya, um mir ein eigenes Bild zu machen. ( Meine Frau legte übrigens schon immer grosse Stücke auf Pattaya. )
Und ich muss sagen : Ich bin während meines Aufenthaltes dort ein grosser Fan der Stadt geworden ! Dazu aber später mehr.
 
Geschichte
 
Vor einigen Jahrzehnten war Pattaya noch ein verschlafenes Fischerdorf am Golf von Thailand, dass man von Bangkok aus am einfachsten mit dem Boot erreichen konnte.
Eine Erwähnung in den Geschichtsbüchern bekam Pattaya nach der Zerstörung Ayutthayas, als nämlich General Taksin den Ort wählte um dort seine Truppen ausruhen zu lassen. Daher auch der Name des Ortes. "Pattaya" leitet sich von dem Begriff "Thap Phraya" ab, was soviel wie "Armee des Phraya (Taksin)" bedeutet.
Diese Episode sollte sich später in ähnlicher Form
wiederholen, als sich zu Beginn der 60er Jahre die politische Lage in Indochina zuspitzte. Die thailändische Regierung fuhr einen strikt anti-kommunistischen Kurs und stellte den Amerikanern Luftwaffenstützpunkte zur Verfügung, von wo aus diese die Bevölkerung Nordvietnams flächendeckend mit demokratischen Werten und amerikanischen Tugenden bombadieren konnten. Einer der grössten Stützpunkte befand sich in Nakhon Ratchasima (Khorat) und dorthin kehrten irgendwann einige GIs von einem Urlaub zurück und berichteten von kilometerlangen Palmenstränden, freundlichen Bewohnern und der Ruhe, die sie genossen hatten. Der Name des Ortes war Pattaya und er entwickelte sich schnell zu einem Geheimtip unter den GIs. Die amerikanische Armeeführung folgte dem Beispiel Taksins und erklärte Pattaya schon bald zu einem Zentrum für ihr Rest&Recreation-Programm, das dazu diente, den Soldaten in ihrem Fronturlaub alle Möglichkeiten der Zerstreuung zu bieten.
Nun sind Soldaten auf Fronturlaub, egal aus welchem Lande sie stammen, nicht unbedingt Menschen, die ihre Befriedigung aus der Besichtigung historischer Stätten und dem abendlichen Absingen von Liedern zur Wandergitarre beziehen. Und so entstanden schon früh die ersten Massage-Salons, in denen eine eher spezielle Form der Massage praktiziert wurde, in deren Fokus nur ganz bestimmte Körperregionen standen.
Im Zuge des R&R-Programmes pumpte die amerikanische Armee grosse Geldsummen vor allem nach Pattaya und schnell entwickelte sich dort die beste touristische Infrastruktur im Lande. Und auch eine andere Industrie blühte auf, die ebenfalls viel mit der Bewegung von Menschen zu tun hat : die Sexindustrie.
An dieser Stelle sollte man kurz erwähnen, dass es in Thailand, wie in jedem anderen Land der Erde auch, schon immer Prostitution gab. Thailand hat aber keine spezielle Kultur oder Geschichte der Prostitution, sondern es gab, wie überall sonst auch, schon immer eine Nachfrage, auf die ein Angebot folgte. Früher wurde Prostitution in Thailand auch unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit ausgeübt.
Thailändische Männer wussten, wo sie hingehen mussten und man verlor kein Wort darüber, wie heute in Deutschland auch. Mit der Ausweitung des Geschäftes auf die Amerikaner erkannte man jedoch schnell die Notwendigkeit von Werbung. Soldaten auf Fronturlaub haben nunmal keine Zeit, sich durchzufragen oder versteckten Hinweisen zu folgen. ( Ebenso, wie Matrosen auf Landgang, beispielsweise in Hamburg. ) So wurde die Prostitution, auch wenn sie in Thailand nie ein grösseres Ausmass annahm, als in anderen asiatischen Ländern, wie z.B. Japan und China, öffentlich und gut sichtbar und die thailändischen Rotlichtviertel zum Synonym für käufliche Liebe weltweit. ( Ihr glaubt auf der anderen Seite nicht, wieviele Amerikaner beispielsweise auch heute noch mit Hamburg nur die Reeperbahn und die angrenzenden Bordelle verbinden. )
Nach der amerikanischen Niederlage in Indochina zogen die Amerikaner ab, der Ruf Pattayas als "grösstes Bordell der Welt" blieb jedoch und auch die sehr gute Infrastruktur blieb erhalten.
Ab Mitte der 70er Jahre folgten den Amerikanern dann "normale" Touristen, die genau die Vorzüge diese Infrastruktur zu geniessen wussten, darunter aber auch eine grosse Anzahl alleinstehender Männer, die dem Ruf Pattayas auf der Suche nach billigem Sex folgten. Es war die Stunde der berüchtigten "Bumsbomber" die Pattayas Flughafen U-Tapao direkt von Europa aus anflogen.
In der Folge erlebte Pattaya eine Phase des ungezügelten und unkontrollierten Wachstums. Die Hotels schossen aus dem Boden und die Landpreise
begannen zu explodieren. Alles wurde dem Streben nach dem schnellen Geld untergeordnet und so kam es, dass selbst die Versorgung mit Trinkwasser zeitweise zusammenbrach und die einst vielgerühmten Strände zu Müllhaufen wurden. Daneben lockte gerade das vermeintlich schnelle Geld auch eine Unzahl fragwürdiger Charaktere nach Pattaya und die Kriminalität explodierte ebenfalls. Die Polizei galt als notorisch korrupt und nicht erst, seit bekannt wurde, dass sie eigene Bordelle betrieb und eifrig am Dorgenhandel mitverdiente. Überfälle und Diebstähle waren im Gegensatz zum Rest Thailands durchaus normal. Kriminelle Banden aus dem In- und Ausland schossen ihre Gebietsstreitigkeiten auf der Strasse aus. Auch heute noch hat Pattaya den Ruf, ein Ort zu sein, in dessen Bars man für Geld alles bekommt, angefangen vom Knubbel Haschisch, über Sex mit Kindern, bis zum Marschflugkörper.
Pattaya
wurde sehr schnell zum Prototypen für all die negativen Aspekte, die ein ungezügelter Tourismus mit sich bringen kann und die Verantwortlichen in nicht wenigen Touristenzielen Thailands und ganz Südostasiens träumten zwar vom Wachstum Pattayas, schworen aber Mark und Bein, die Fehler, die man dort gemacht hatte, nicht wiederholen zu wollen. ( In der Regel wiederholten sie sie trotzdem und wiederholen sie auch heute noch. )
Anfang der 90er Jahre setzte jedoch im Lande und auch in Pattaya ein Umdenken ein. Man erkannte, dass das Image als "grösster Puff der Welt" weitaus mehr Schaden bringt, als Vorteile. Eine Ursache für diesen Sinneswandel war sicherlich der enorme Wirtschaftsaufschwung, den das Land erlebte und der einherging mit wachsendem Wohlstand und daraus resultierenden bürgerlichen Tugenden, die sich breitmachten. Zudem begann auch der wachsende Bangkoker Mittelstand die Nähe Pattayas zur Hauptstadt und die gut entwickelte Infrastruktur zu schätzen und Pattaya wurde auch zusehends zum beliebten Ziel von Thais und ihren Familien. Die Stadtväter Pattayas gaben sich nun alle Mühe, die Sünden der Vergangenheit zu bereinigen.
Eine Reihe von Bordellen und Bars wurde geschlossen, Umweltschutz und Kriminalitätsbekämpfung wurden zur Chefsache erklärt und man bemühte sich, eine andere Klientel nach Pattaya zu locken. Anstelle der alten Bettenburgen errichtete man erstklassige Hotels, einige Restaurants in Pattaya gehören zu den besten Thailands und die Golfplätze Pattayas sind weltbekannt. Wenn Vati früher erzählte, er reise nach Pattaya, um sein Interesse an asiatischer Kultur zu befriedigen, war dies zumindest in Bezug auf die Befriedigung nicht gelogen ( Ebenso, wie Mutti nicht nach Jamaica fuhr, um tiefe Einblicke in die karibische Seele zu bekommen, sondern eher, um tiefe Einblicke zu gewähren.) Wenn Vati heute sagt, er fährt nach Pattaya zum Golfen, stimmt das vermutlich.
Diese Veränderungen, eine Verschärfung der Gesetze und auch die steigenden Preise sorgten schliesslich auch dafür, dass der harte Kern der Sextouristen langsam ausblieb und seine Aktivitäten eher auf die billigeren Philippinen oder in das bettelarme Kambodscha verlegte.
 
Gegenwart
 
Heute präsentiert sich Pattaya gern als "Riviera Südostasiens". Es ist eine grosse Stadt mit allen Vor- und Nachteilen, die eine grosse Stadt eben mit sich bringt und auch wenn sich eine grosse Anzahl an westlichen Auswanderern in Pattaya niedergelassen hat, bleibt der Ort doch unverkennbar eine Thai-Grosstadt, in der man jeden Morgen noch die Mönche beim Bettelgang sehen kann.
Es gibt neben Bangkok wohl kaum eine andere Stadt in Thailand, in der derart viele Kulturen (meistens) friedlich nebeneinander (her) leben. Man kann auch heute noch seinen gebratenen Reis an einer der unzähligen Garküchen bekommen, man kann aber auch, wenn einem danach ist, eine deutsche Currywurst in einem der fast ebenso unzähligen deut-
schen Restaurants essen.
Die oberste Maxime ist "Spass" und dazu gehört für viele, neben mehr oder weniger exotischen Sportarten, eben auch Sex. Auch heute noch ist Pattaya das Zentrum der Sexindustrie und die Stadt mit der grössten Anzahl an einschlägigen Bars in Thailand. Natürlich gibt es auch hier widerliche und kriminelle Abarten, aber die gibt es in jeder Grosstadt auf der Welt auch und sie werden in Pattaya, wie in jeder anderen Grosstadt auch, verfolgt.
Good to know ... Es ist aber bei weitem nicht so, dass es nur Lady-Bars in der Stadt gibt. Pattaya ist gross und die Stadt und ihr Umland haben eine Menge mehr zu bieten, als nur käufliche Liebe. Die Golfplätze hatte ich erwähnt, die Tauchreviere vor den umliegenden Insel sind ebenfalls weltbekannt und auch für den Kulturfreund bietet das Umland Pattayas manche Überraschung. Gerade für Familien sind die gute Erreichbarkeit und die touristische Infrastruktur Pattayas ideal. Selbst bei Regen sollte hier keine Langeweile aufkommen. Ich persönlich muss gestehen, dass mir die relaxte Lebensweise, die man (noch) auf den Inseln Thailands findet, sicherlich mehr liegt, aber als erklärter Stadtmensch mag ich auch die riesigen Möglichkeiten, die Pattaya mir bietet und wie schon
erwähnt : Ich in ein Fan der Stadt geworden ! ( Wo sonst gibt es so romantische Strassennamen, wie "Soi Post Office" ? )
Wer allerdings einen ruhigen Strandurlaub verbringen und vielleicht noch etwas in die traditionelle, thailändische Kultur und Lebensart eintauchen möchte, der sollte einen möglichst grossen Bogen um Pattaya machen. Wer unter Urlaub in erster Linie Spass und Party versteht und allerlei Arten der Zerstreuung liebt, der ist in Pattaya sicherlich besser aufgehoben, als in den Ruinen Sukothais.
 
Geographie
 
Pattaya liegt etwa 150km südöstlich von Bangkok, am Golf von Thailand. Die nächstgrössere Stadt und gleichzeitig Provinzhauptstadt ist Chonburi im Norden. Hier befindet sich auch das wichtigste Industriegebiet Thailands.
Ursprünglich erstreckte sich Pattaya wirklich nur über eine Bucht und den Pattaya Beach. Als dieser jedoch immer weiter verdreckte, wichen immer mehr Urlauber auf den angranzenden Jomtien Beach aus, der sich fast 20km weit im Süden erstreckt. In der Folge wurden Jomtien und auch Nan Klua im Norden gewissermassen eingemeindet.
Pattaya Beach und  Nan Klua . Jomtien Beach
Zwischen beiden Stränden befindet sich ein felsiges Stück und ein kleiner Berg auf dem der Wat Phra Yai mit seiner grossen Buddhastatue thront und auch der Pratumnak Hill lockt mit einer wunderschönen Aussicht über Pattaya.
Leider haben die Strände Pattayas, auch wenn sie längst wieder sauber sind, nicht die Qualität der Strände auf den Inseln des Landes. Sie sind recht schmal und von Strassen und Promenaden begrenzt. Darüberhinaus sind sie mit Sonnenschirmen und Liegen zugestellt und deren Benutzung kostet ein paar Baht. Dazwischen sind jedoch noch freie Flächen vorhanden. Wegen der vielen Boote und Jet-Skies sollte man allerdings tunlichst nur in den abgegrenzten Zonen baden.
Wer jedoch einen wirklichen Strandtag einlegen will, für den empfehlen sich die umliegenden Insel, die sich z.T. in Sichtweite befinden und innerhalb kürzester Zeit mit dem Speedboot erreicht werden können. Hier befinden sich auch die berühmten Tauchreviere.
 
Anreise
 

Wie schon erwähnt, ist Pattaya DAS touristische Zentrum Thailands und so gibt es viele Möglichkeiten, dorthin zu gelangen. Viele Fluggesellschaften fliegen Pattayas Flughafen U-Tapao direkt von Europa aus an. Die Preise solltet Ihr im Internet oder im Reisebüro erfragen. Es gibt auch eine Reihe von Inlandsflügen nach Pattaya und zur Not fliegt Ihr halt erst nach Bangkok.

Pattaya wird nicht umsonst auch "Strand von Bangkok" genannt, denn aufgrund der Kürze der Entfernung, bietet sich der Ort für Leute aus Bangkok geradezu für einen kurzen Badetrip an. Die geringe Entfernung macht den Ort selbst für Tagesausflüge von Bangkok und Umgebung lohnenswert.
Der billigste und dennoch ein recht komfortabler Weg, Pattaya von Bangkok aus zu erreichen, ist sicherlich der Bus. Die Busse fahren regelmässig etwa jede halbe Stunde und haben Klimaanlage und bequeme Sitze. Die Fahrt dauert etwas mehr als 2 Stunden, wobei das "etwas mehr" massgeblich vom Bangkoker Verkehr beeinflusst wird. Die Fahrt kostet von der Busstation Ekkamai an der Sukhumvit Road aus 121 Baht ( Stand Okt. 06 ). Diese Station bietet sich auch
deshalb an, weil sie direkt an einer Skytrain-Haltestelle liegt und Ihr Euch somit elend lange Taxifahrten spart.
Vom Bahnhof Hualamphong aus fährt auch jeden Morgen ein Zug nach Pattaya. Da dieser aber praktisch überall hält, wird die Fahrt elend lang.
Viele fahren von Bangkok aus auch gleich direkt mit dem Taxi nach Pattaya, was bis zu 1000 Baht kosten sollte. Viele Guesthäuser, Hotels und Reiseagenturen bringen Euch auch für etwa denselben Preis mit privaten Autos oder Shuttles nach Pattaya. Der Vorteil ist natürlich, dass Ihr unterwegs mal anhalten könnt, wenn es pressiert.
Wer zuviel Zeit und zuviel Geld hat, kann natürlich auch von Bangkok aus nach Pattaya fliegen. Mit Ein- und Auschecken und der reinen Flugzeit seid Ihr aber sicherlich länger unterwegs, als auf Rädern.
 
 
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