Wem viele thailändische Tempel als zu bunt und zu überladen erscheinen, dem sei der Besuch dieses äusserst stilvollen Tempels im Dusit-Bezirk empfohlen. Der "Marmor-Tempel" ist ein wunderschönes Beispiel moderner religiöser Architektur in Thailand und zeigt eine gelungene Symbiose des reinen Thaistils mit neo-klassizistischen Einflüssen aus Europa.
 
König Chulalongkorn persönlich beauftragte 1899 seinen Halbbruder Prinz Naris, einen berühmten Künstler seiner Zeit, mit der Errichtung des Tempels um Ersatz für zwei ältere Tempel zu schaffen, die dem neuen Chitralada-Palast weichen mussten. Unterstützt wurde der Prinz von dem italienischen Architekten
Hercules Manfredi. Prinz Naris liess es sich nicht nehmen, die Bauarbeiten Tag und Nacht zu beaufsichtigen und auch selbst Hand anzulegen.
Beendet wurden die Bauarbeiten jedoch erst unter Rama VI.. Der Bot besteht aus weissem Carrara-Marmor und weist europäische Stilmerkmale, wie z.B. bemalte Glasfenster auf.
Bewacht wird der Bot von Singhas (Löwen) aus Marmor im Khmer-Stil. Ausserhalb befindet sich ein grosser Bodhi-Baum, den Chulalongkorn 1900 hierhin versetzen liess.
Ursprünglich sollte der Bot den Phra Buddha Chinarat aus dem Wat Phra Si Rattana Mahathat in Phitsanulok beherbergen. Als sich die Einwohner Phitsanuloks jedoch weigerten, sich von ihrer Statue zu trennen, entschloss man sich, eine Kopie von der Statue anzufertigen und diese hier aufzustellen. Die Statue ist aus Bronze, überzogen mit Lack und vergol-
det.
Im Sockel unter der Statue ist die Asche von Rama V. beigesetzt.
Die Wandgemälde des Bots zieren Darstellungen der wichtigsten Kultstätten Thailands, wie z.B. der Phra Pathom Chedi in Nakhon Pathom.
Eine weitere Besonderheit stellen die Grenzsteine ("Bai Sema") des Bot dar. Sie sind nicht in kleinen Schreinen untergebracht, sondern bestehen aus speziellen, mit einem "X" markierten, Bodenplatten.
Im Innenhof des Tempels befindet sich eine Galerie, in der 53 bronzene Buddhastatuen ausgestellt sind. Diese wurden von Prinz Damrong Rajanuphab gesammelt. Bei ihnen handelt es sich teilweise um Originale und teilweise um Kopien aus allen Stilepo-
chenThailands und anderer buddhistischer Länder und stellen somit eine Ikonographie der buddhistischen Kunst dar.
Die Sockel der einzelnen Statuen wurden jeder für sich von Prinz Naris entworfen. Auf Tafeln finden sich Informationen zur jeweiligen Statue, teilweise auch in Englisch.
   
Buddha im Kamakura-Stil / Japan Buddha als Asket. Buddha im Sukothai-Stil.
   
Zum Süden hin wird der Tempel durch einen Kanal abgegrenzt, über den rote Brücken zum Wohnbereich der Mönche führen. Besucher sind willkommen, da sich hier auch ein kleines Museum befindet.
Die Mönche des Tempels gehen morgens übrigens nicht auf Essenssuche, was auch relativ beschwerlich wäre, da der Dusit-Bezirk kaum bewohnt ist ( abgese- hen von der Königsfamilie vielleicht.)
Vielmehr kommen jeden Morgen Heerscharen von Gläubigen, um den Mönchen Essen zu bringen.
Der Kanal selber ist von unzähligen Schildkröten bevölkert, die von Mönchen und Laien gefüttert werden, was gutes Karma verspricht.
   
 
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