In einem überdachten Trockendock in Thonburi, direkt am Khlong Bangkok Noi, sind einige der schönsten königlichen Barken ausgestellt. Sie sind Teil einer Flotte von über 50 Booten, die nur noch äusserst selten zu feierlichen Prozessionen eingesetzt werden.
 
Die Tradition der königlichen Barken reicht zurück bis in die Zeit von Ayutthaya. König Narai führte erstmals eine Flotte von 147 Barken zum Geleit einer französischen Gesandschaft an. Zu dieser Zeit dienten die Barken sowohl als königliches Transportmittel, als auch als Kriegsflotte auf den zahlreichen Flüssen Siams. Auch heute noch stehen die Barken und das Royal Barges Museum unter der Varantwortung der
thailändischen Marine. In Ayutthaya kamen die Barken auch bei bestimmten religiösen Zeremonien und ganz profan bei Bootsrennen zum Einsatz.
Beim Fall Ayutthayas im Jahre 1767 wurden auch die königlichen Barken zerstört. König Rama I., der sich ganz der Wiederbelebung der Thai-Kultur verschrieben hatte, liess nach alten Plänen neue Barken bauen. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Flotte erneut auf über 250 Schiffe angewachsen. Die Barken wurden hauptsächlich bei religiösen Zeremonien eingesetzt, etwa wenn der König einmal im Jahr über den Chao Phraya zum Wat Arun übersetzte, um den Mönchen dort neue Roben zu überreichen.
Dieser Brauch endete jedoch mit dem unblutigen Staatsstreich im Jahre 1932, der das Ende der absoluten Monarchie bedeutete. Wie der meiste königliche Besitz wurden auch die Barken konfisziert und unterstanden nun der Obhut des Staates. Im Zweiten Weltkrieg wurden erneut die meisten Barken durch japanische Bombardierungen zerstört und gerieten beinahe in Vergessenheit.
Kurz nach seiner Thronbesteigung entdeckte König Bumiphol die Barken in ihrem bedauernswerten Zustand und liess sie umfangreich renovieren. Im Jahre 1987, anlässlich des 60. Geburtstages des Königs erlebten die Barken in einer grossen Prozession ihr feierliches Comeback.
Obwohl man die Barken vereinzelt beim Training der Ruderer beobachten kann, ist eine feierliche Prozession aller Barken ein Schauspiel, das nur äusserst selten zu besonders feierlichen Anlässen, wie z.B. im Jahre 1999 zur Feier des 72. Geburtstages des Königs und letztmals im Oktober 2003 zum Abschluss des APEC-Gipfels, veranstaltet wird.
Zufällig befand ich mich gerade zur Zeit des APEC-Gipfels in Bangkok ( nein, ich war nicht zum Gipfel eingeladen ! ) und die Prozession gehörte zum Beeindruckendsten, was ich bislang in Thailand gesehen habe.
Wie schon erwähnt sind im Royal Barges Museum nur einige, dafür aber auch die schönsten königlichen Barken ausgesetellt
Supphanahongse Supphanahongse
Die beeindruckendste ist die Supphanahongse, die persönliche Barke des Königs. Sie wurde im Jahre 1911 erbaut und stellt einen mythologischen Schwan dar. Die Barke ist 46m lang und an ihrer breitesten Stelle 3m breit. Sie wurde aus einem einzigen Teakholzstamm gefertigt und ist bedeckt mit vergoldeten Schnitzereien und bunten Glasscherben. Für die königliche Familie befindet sich ein vergoldeter Pavillon an Bord.
50 Ruderer werden benötigt, um das 15 t schwere Boot im Takt eines silbernen Speeres, der auf das Deck geklopft wird, zu bewegen. Dabei singen sie eine eigentümliche Melodie, genannt "Bot heh rua".
Anantanagaraj Anantanagaraj
Die Anantanagaraj wurde 1914 fertiggestellt. Ihren Bug ziert eine kunstvoll geschnitzte Naga. Die angedeutete Kanone am Bug verweist auch auf die Funktion der Barken als Kriegsschiffe in alter Zeit. Die Anantanagaraj ist 45m lang und 2,5m breit. 54 Ruderer bewegen das Boot voran. Eine gute Gelegenheit, um diese Barke "im Einsatz" zusehen, bietet das alljährliche "Thod Kathin"-Fest zu Neumond im Oktober oder November. Dieses kennzeichnet das Ende der Regenzeit und die Anantanagaraj transportiert neue Roben für die Mönche über den Chao Phraya.
Die Anantanagaraj auf einer Briefmarke.
 
Garuda Hern Het Die Garuda Hern Het wurde unter König Rama I. fertiggestellt, jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ihre Rekonstruktion wurde im Jahre 1968 fertiggestellt. Die Figur am Bug ist noch original. Sie zeigt Garuda, das thailändische Wappentier. Das Boot ist knapp 30m lang und 2m breit. Es wird von 34 Ruderern fortbewegt.
 
Garuda Hern Het
   
Narai Song Suban Die Narai Song Suban ist der Nachbau einer klassischen Barke aus der Ayutthaya-Zeit. Barken mit tierischen Galionsfiguren kamen unter König Chakrapat in Mode. Sie wurden hauptsächlich bei Siegesprozessionen eingesetzt.
Rama III. ordnete die Errichtung einer neuen Barke in diesem Stil an. Die Barke, die nur das thailändische Wappentier Garuda zeigte, wurde Mongkol Suban getauft. Unter Rama IV. wurde ein Bildnis des Gottes Narai zu der Galionsfigur zugefügt. Der Gott reitet, der hinduistischen Mythologie entsprechend auf dem Garuda. Entsprechend wurde der Name der Barke in Narai Song Suban geändert.
Zu Ehren des fünfzigjährigen Thronjubiläums König Bumiphols wurde die Barke 1996 schliesslich rekonstruiert. Sie ist knapp 45m lang und 3,5m breit und wird von 50 Ruderern bewegt.
Die Galionsfigur der Krabi Prab Muang Man Barke ziert der Affenkönig Hanuman aus dem Ramakien. Die Barke wurde ursprünglich unter Rama I. gebaut, jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Lediglich die Galionsfigur ist noch original erhalten. Die Barke ist 30m lang und 2m breit. Sie wird von 36 Ruderern angetrieben. Besonders schön sind die schwarz-goldenen Lackarbeiten am Rumpf der Barke. Krabi Prab Muang Man
 
Krabi Prab Muang Man
     
Asura Vayuphak Die Asura Vayuphak ziert ein Dämonenkönig. Sie wurde vermutlich unter Rama I. gebaut und 1982 rekonstruiert. Sie diente als Begleitschiff. Die Barke ist 31m lang und 2m breit und wird von 38 Ruderern bewegt. Asura Vayuphak
     
Ekachai Hern Hao Die Ekachai Hern Hao (links) ist 30m lang und 2m breit. Sie wird von 38 Ruderern bewegt. Auch hier fallen die schwarz-goldenen Lackarbeiten in Form eines Krokodils am Rumpf auf. Innerhalb der Prozession ist es ihre Aufagbe , die Supphanahongse zu schleppen, falls diese einmal nicht von alleine weiterkommt. Die Ekachai Hern Hao wurde in der Regierungszeit Ramas I. erbaut, von der ursprünglichen Barke ist jedoch nur noch die Figur am Bug erhalten.
Die Anekachat Bhujong (rechts) wurde unter Rama V. gebaut und wird von Mitgliedern des Königshauses benutzt.
Anekachat Bhujong
Sie ist mit einem vergoldeten Schlangenmuster verziert. Die Barke ist 45m lang und 3m breit und wird von 60 Männern gerudert.
 
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