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Der Bakong war der
Staatstempel Indravarmans
I. in der neuen Hauptstadt Hariharalaya, dem heutigen
Roluos, und wurde 881 gegründet. Vermutlich
gab es eine erste Konstruktion aus Laterit, die noch von
König Jayavarman
III. errichtet wurde. Indravarman I. liess den
Tempel dann aus Sandstein vollenden und veranlasste die Errichtung
des Sri Indresvara-Linga auf der Spitze der Pyramide. Es
war sein letztes Bauprojekt. |
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Der Bakong ist Shiva gewidmet.
Seine Hauptausrichtung verläuft von Ost nach West und seine
fünfstufige Pyramide symbolisiert den heiligen Berg Meru.
Es handelt sich um den ersten bedeutenden Tempelberg in der Gegend
Angkors. |
Die gesamte Anlage wird von
zwei Wassergräben eingeschlossen. Der äussere Graben dient
zugleich als äussere Umfriedung. Er hat eine Grösse von
800x660m. Es gibt keinen Hinweis auf einen Gopura oder
eine Mauer, aber der Graben wird von vier Achsen durchbrochen, die
den Zugang zum Tempel gewähren. Die nördliche und südliche
Achse deuten genau auf den Mittelpunkt der Pyramide hin, weshalb
sie nicht genau die Mitte des Grabens markieren, sondern etwas nach
Westen verschoben sind. innerhalb dieses Bereiches befinden sich
in regelmässigen Abständen die Reste von 22 kleineren
Turmheiligtümern.
Die nächste Einfriedung wird von einer Mauer aus Laterit
gebildet. Unmittelbar dahinter befindet sich ein breiter Wassergraben,
über den ein breiter Damm führt, der von grossen siebenköpfigen
Nagas flankiert wird. Diese "Naga-Brücke"
symbolisiert den Übergang von der realen Welt, in die Welt
der Götter und vermutlich wurden Nagas am Bakong
zum ersten Mal als stilistisches Element verwendet. |
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Nachdem man den Damm passiert
hat, betritt man durch die Ruinen des östlichen Gopura
- der, wie die anderen Gopuras stark verfallen und nur
noch an seinen Fundamenten erkennbar ist - die innere Ummauerung.
Auf dem Gelände ausserhalb des Gopura befinden sich
die Gebäude des heutigen buddhistischen Wats. |
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Im inneren Bereich wird
die Pyramide von einer Reihe von Gebäuden umgeben. Am auffälligsten
sind acht Steintürme, die jeweils paarweise in jeder Himmelsrichtung
angeordnet sind. Einige davon sind gut erhalten, die beiden östlichen
Türme jedoch sind bis auf die Fundamente verschwunden. Diese
acht Türme sind den acht Erscheinugsformen Shivas
geweiht. Beeindruckend sind die erhaltenen Türstürze. |
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In den Ecken des inneren Bereiches sieht
man die Überreste von Gebäuden mit einer viereckigen Basis,
die nach oben hin spitz zulaufen und eine Art "Lüftungsschächte"
aufweisen. Ein ähnliches Gebäude findet sich auch im inneren
Bereich des Preah
Ko und man vermutet in ihnen die Vorläufer
der späteren Bibliotheken. In den östlichen Ecken stehen
jeweils zwei, in den westlichen jedoch nur eines dieser Gebäude.
Zwei längere Hallen schmiegen sich in Nord-Süd-Richtung
an die östliche Einfriedung, eine weitere dieser Hallen befindet
sich an der südlichen Mauer.
Der Weg zur Pyramide wird ebenfalls von zwei Hallen |
flankiert, vor denen sich
zwei Gebäude mit quadratischem Grundriss befinden. Das südliche
dieser beiden Gebäude beherbergte einst die Hauptstele des
Tempels, die wichtige Informationen über die Gründungsdaten
des Bakong lieferte. Von diesen Gebäuden stehen aber
ebenfalls nur noch die Fundamente. Die langen Hallen sind besser
erhalten und leiten zum östlichen von vier Eingangspavillons,
über die man den Aufgang zur Pyramide erreicht. |
Vor jedem Pavillon befinden sich auf
einem Sockel die Reste von Nandi-Statuen. Im Pre
Rup findet man eine ähnliche Anordnung, nur
dass dort die Statue fehlt und nur noch der sargähnliche Sockel
vorhanden ist, was dazu führte, dass man den Pre Rup
fälschlicherweise für einen Bestattungsort hielt.
Von den Eingangspavillons geht jeweils die Treppe aus und diese
Anordnung ist im Bakong einzigartig. Interessant ist auch,
wie die einzelnen Treppenstufen mit jeder Ebene kleiner werden.
Dies ist ein gekonntes Spiel mit der Perspektive und lässt
die Pyramide von unten viel grösser erscheinen, als sie eigentlich
ist. Dieser "Trick" wurde beim Bakheng
wieder aufgegriffen .
Die Treppenaufgänge werden von Löwen bewacht, |
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während sich an den
Ecken der unteren Ebene Elefanten befinden.
Auf der vierten Ebene befinden sich zwölf kleine Schreine.
Diese Ebene war mit Reliefs verkleidet, von denen sich allerdings
nur noch Reste finden. Auf der letzten Ebene befindet sich der 15m
hohe Turm.
Die Pyramide ist mit einer Ausdehnung von 67x65m annähernd
quadratisch. Die letzte Ebene befindet sich in 15m Höhe. Die
Pyramide war stark beschädigt und besonders der obere Teil
war vollkommen zusammengefallen. |
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Ab 1936 leitete Maurice
Glaize die Restaurationsarbeiten, wobei man sich der bewährten
Anastylose-Methode bediente.
Bei dieser enorm aufwendigen Methode wird das gesamte Bauwerk vermessen,
anschliessend auseinandergenommen und jedes Teil genau untersucht
und ebenfalls vermessen. Ausgehend von den erhaltenen Daten baut
man das Gebäude anschliesend wieder zusammen, wobei man möglichst
die ursprünglichen Bauteile verwendet.
Als alle Teile des Bakong wieder zusammengesetzt waren,
entdeckte man, dass der Turm nicht zum architektonischen Stil des
restlichen Tempels passte, sondern dass der Aufbau des Turmes und
die Verzierungen, besonders die Devatas, vielmehr dem Stil
Angkor Wats
entsprachen, während der gesamte Unterbau Ähnlichkeiten
mit dem Preah Ko aufwies, also im typischen Roluos-Stil
errichtet war. Man ist sich sicher, dass der Turm viel später,
etwa im 12. Jahrhundert, errichtet wurde, vermutlich
unter Yasovarman
II.. Von Indravarmans II. ursprünglicher
Konstruktion ist nichts mehr erhalten.
Es ist gerade dieser Stilmix, der den Bakong besonders
attraktiv macht. Zudem liegt er abseits der üblichen Touristenpfade,
in einer wünderschönen Gegend mit Palmen, Bananenstauden
und Reisfeldern. |
Auch scheint der moderne
Wat zusätzlich Ruhe auszustrahlen. Ein guter Ort, um sich vom
anstrengenden Tempelseeing im direkten Bereich Angkors
zu erholen. |
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