Um das Jahr 900 herum verlagerte Yasovarman I. seine Hauptstadt von Hariharalaya, dem heutigen Roluos, in die direkte Umgebung von Angkor. Seine neue Stadt nannte er Yasodharapura. Als Ort für den zentralen Tempel wählte er die 70 m hohe alleinstehende Erhebung Phnom Bakheng ("fester Hügel"). Der Gipfel des Huegels.
 
Yasovarman I. liess im Jahre 907 den zentralen Linga zu Ehren Yasodharesvaras aufstellen. Dies war der Name der Schutzgottheit und des Tempels und bedeutet soviel wie : "Der Herrscher, der Ruhm schafft." Der heute gebräuchliche Name "Bakheng" stammt natürlich vom Namen des Hügels.
Die Lage des Tempels auf einem Hügel war natürlich
ideal, da es kaum eine bessere Versinnbildlichung des heiligen Berges Meru und der umliegenden Gipfel geben konnte. Die eigentliche Stadt befand sich unterhalb des Hügels. Bei genaueren Untersuchungen des Umlandes, entdeckte man, dass sich der Hügel in der Mitte eines Quadrates mit 4km Seitenlänge (!!!) befand und das dieses Quadrat von einem Wassergraben - Sinnbild des Weltozeans - umgeben war. Dieses enorme Areal schloss die Standorte der später errichteten Anlagen von Angkor Wat und Angkor Thom grösstenteils mit ein.
Die Ruinen der oestlichen Treppe. Später fand man innerhalb dieses Quadrates noch die Überreste zweier Steinmauern und von Gopuras aus Laterit am Fusse des Berges.
Der Bakheng hat als erster Tempelberg im Gebiet von Angkor einige historische Bedeutung.
Seine Architektur imitiert, trotz einiger Unterschiede, den Tempelberg des Bakong, der von Yasovarmans I. Vater Indravarman I. in Hariharalaya errichtet worden war. Auffälligster Unterschied ist natürlich die Lage des Bakheng auf einem Hügel. Um den Zugang zum Tempel zu schaffen, liess Yasovarman I. an drei Seiten des Berges Stufen in den Berg schlagen, die später mit Sandstein verkleidet wurden. Der wichtigste Aufgang liegt an der Ostseite und von dieser Seite besteigt man üblicherweise den Tempel. Grosse Löwen bewachen die Treppe. Diese ist heute grösstenteils verfallen und erodiert, so dass der Aufstieg zum Tempel heute wirklich etwas von einer kleinen Bergtour hat.
Hat man den Aufstieg geschafft, befindet man sich auf einer flachen Ebene, die eine ovale Form, resultierend aus der Form des Berges, besitzt. Hier wurde der Hügel abgetragen und eingeebnet, wobei man eine Pyramide aus Fels in der Mitte übrig liess. Diese Pyramide bildete den Kern der Tempelpyramide. Anschliessend wurden die fünf Stufen des Tempels aus der Felspyramide herausgearbeitet.
Die ebene Fläche wird von einer Mauer aus Laterit umfriedet. In der östlichen Seite befinden sich zwei Türme, die als Bibliotheken dienten. Der "Fussabdruck Buddhas" auf der Fläche stammt aus viel späterer Zeit, ebenso die Buddhastatuen, die vor einer der Bibliotheken verehrt werden.
Unmittelbar vor der Pyramide standen in Gruppen zu jeweils 2, 3 und 4 kleinere Türme aus Steinziegeln. Einige dieser Türme sind mittlerweile völlig verschwunden und man kann auf ihre Anwesenheit nur noch anhand der Aussparungen auf der gemeinsamen Basis schliessen.
Die Ebene auf dem Huegel. Insgesamt 60 Tuerme markieren die Pyramide.
Die Tempelpyramide selbst ist 13m hoch. Die unterste Stufe ist 76m² gross, die oberste Stufe immer noch 46m². An jeder Seite der Pyramide führt eine steile Steintreppe zu jeweils höheren Stufe. Auf den Stufen befinden sich weitere 60 kleine Türmchen aus Sandstein, jeweils einer in den Ecken der Stufen und paarweise an den Treppenaufgängen. Alle diese Türmchen sind nach Osten geöffnet, weshalb einige Eingänge ins Leere führen, bzw. kaum begehbar sind, da sie direkt auf die Wand blicken. Offensichtlich war dies aber auch nicht Sinn und Zweck der Türmchen. Auffallend ist auch, ähnlich wie beim Bakong, das Spiel mit der Perpektive. Jede Stufe ist etwas kleiner, als die darunter liegende und so sieht der Tempelberg aus der Entfernung und von unten viel grösser aus, als er eigentlich ist.
Der zentrale Turm. Auf der obersten Stufe der Platform befinden sich nur noch die Reste des zentralen Turmes, der auf einer erhöhten Platform steht. Von den umgebenden vier Türmen sind nur noch Ruinen übrig, darunter auch Lingas, die sich ursprünglich in den Türmen befanden. Aber selbst der zentrale Turm ist stark beschädigt und sein kompletter Überbau fehlt. Trotzdem erkennt man noch die Reste der Verzierungen und der Devatas an der Aussenseite des Turmes. Unmittlebar vor der Ostseite des Turmes befinden sich eine Reihe von Vertiefungen im Boden, die vermutlich der Aufnahme von heiligen Gegenständen dienten.
Wie der französische Forscher Jean Filliozat darlegte, verbergen sich in der Anlage des Bakheng eine Reihe von heiligen Zahlen :
Zählt man alle Ebenen der gesamten Anlage, inklusive dem Fuss des Berges, zusammen, ergibt sich die Zahl 7, die Anzahl der brahmanischen Himmel in denen sich die 33 Gottheiten aufhalten. Angeblich sind von den Türmen von jedem Winkel des Tempels aus immer nur höchstens 33 sichtbar.
Die Gesamtanzahl der Türme betragt 108, plus dem zentralen Turm. Auch die 108 wurde als heilige Zahl angesehen. Sie ergibt sich z.B. aus der Anzahl der vier Mondphasen, multipliziert mit der Anzahl der Mondaufgänge (27). ( Wie die 7 taucht übrigens auch die 108 in vielen Kulturen, auch der christlichen, immer wieder auf. )
Linga in den Ruinen eines Turmes. Bibliothek. Davor befinden sich Buddhastatuen aus spaeterer Zeit.
Der Bakheng ist übrigens ein sehr beliebtes Ziel von Besuchern, jedoch nicht etwa wegen seiner Schönheit, sondern weil er einen schönen Ausblick auf die Umgebung, das westliche Baray und den benachbarten Angkor Wat bietet.
Blick auf einen der Ziegeltürme. Blick zum Angkor Wat.
Gerade gegen Abend stürmen ganze Heerscharen von Touristen, trotz des schwierigen Aufstieges, den Hügel, da sich der Angkor Wat dann im Licht des Sonnenunterganges orange färbt und dieser Anblick in jedem Reiseführer angepriesen wird. Gerade am Wochenende kann es auf dem Bakheng dann schonmal eng werden und es entbrennt ein heisser Kampf um den besten Kamerastandort.
Problematisch wird es jedoch, nachdem die Sonne untergegangen ist, denn der steile Weg nach unten ist nicht gesichert, geschweige denn beleuchtet. Wer jedoch jede Anstrengung und jedes Risiko vermeiden will, kann sich auch von einem Elefanten den Berg rauf ( 15$ ), bzw. herunter ( 10$ ) tragen lassen.
Die Treppen zur Spitze sind aeusserst steil. Elefantenstation am Fusse des Huegels.
 
 
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