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Preah Ko wurde um
das Jahr 880 unter König Indravarman
I. errichtet. Dieser König hatte seine Hauptstadt
in Hariharalaya, dem heutigen Rolous, etwa 15
km südöstlich vom heutigen Siem Reap, und Preah
Ko war vermutlich der erste Tempel, der in Hariharalaya
errichtet wurde. |
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Preah Ko markiert also nicht nur den Beginn
der regen Bautätigkeit im Gebiet von Angkor, sondern den Beginn
der klassischen Khmer-Architektur, die schliesslich im
Gebiet von Angkor ihren Höhepunkt erreichte. Preah
Ko bedeutet "Heiliger Stier" und ist ein neuerer
Name, den der Tempel aufgrund der Nandi-Statuen, |
die sich vor dem zentralen
Turmheiligtum befinden, bekam. Der ursprüngliche Name des Tempels
war Paramesvara, was soviel wie "oberster Gott"
bedeutet. Dies war auch der posthume Name Jayavarmans
II. und der Tempel ist neben Shiva auch
diesem Vorfahren Indravarmans I. gewidmet.
Der Tempel, der wohl auch den Palast des Königs umfasste, von
dem jedoch keine Spuren mehr übrig sind, besteht aus zwei Umfriedungen.
Die äussere hat eine Grösse von 500x400m. Man betritt
diesen Bereich normalerweise durch den stark verfallenen östlichen
Gopura und gelangt auf einen Damm aus Laterit.Hier läuft
man auf die Überreste eines weiteren Gopura zu, der
den Durchgang zu einer zweiten Lateritmauer bot. Diese hatte eine
Grösse von 97x94m und umfasste das zentrale Heiligtum des Tempels.
Die Hallen und Mauern sind weitestgehend verfallen und vermitteln
einen "offenen" Eindruck der Anlage, den sie ursprünglich
sicherlich nicht hatte. |
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Das zentrale Heiligtum besteht aus sechs
Türmen, die sich in zwei Reihen auf einer gemeinsamen Platform
befinden. Vor dieser Platform sieht man drei Statuen des Stieres
Nandi, die dem Tempel ihren neueren Namen gaben.
Drei kleine, von Löwen bewachte, Treppen führen auf die
Platform. Man bemerkt, dass die sechs Türme nicht exakt symmetrisch
angeordnet sind : Der mittlere Turm der ersten Reihe ist etwas nach
hinten versetzt,, während der nördliche Turm der hinteren
Reihe etwas nach Süden versetzt ist und sich näher am
zentralen Turm befindet, als der südliche. Die Türpfosten
der vorderen Türme haben lange Inschriften, in der hinteren
Reihe hat nur der mittlere Turm Inschriften. Diese geben Aufschluss
über Geschichte und Aufbau |
des Preah Ko. Indravarman
I. folgte der Tradition, zuerst einen Tempel für seine
Vorgänger zu errichten und anschliessend einen eigenen, zentralen
Stadttempel zu bauen, den Bakong.
So ist der zentrale Turm der vorderen Reihe Paramesvara,
dem "obersten Herren" gewidmet, was zum einen ein Name
Shivas ist, zum anderen aber auch der posthume Name
Jayavarmans II.. |
Der Turm rechts daneben war Rudresvara
gewidmet, der Schutzgottheit Rudravarmans, einem Grossvater
Indravarmans I..
Der dritte Turm der vorderen Reihe ist Prithivindresvara
gewidmet, der Schutzgottheit Prithivindravarmans, des Vaters
von Indravarman I..
Eine Besonderheit war, dass diese Gottheiten, die faktisch auch
den Gott Shiva repräsentierten, nicht durch Lingas,
sondern durch Statuen symbolisiert wurden.
Die hinteren Türme sind kleiner und den Schutzgottheiten der
jeweiligen ersten Königinnen der angesprochenen Könige
gewidmet. Auffallend ist, wiederum, dass es keinen Turm gibt, der
Jayavarman
III. gewidmet ist, der immerhin direkter Vorgänger
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dravarmans I. war.
Man vermutet, dass die Ursache hierfür in der Kinderlosigkeit
Jayavarmans III. liegt. Stattdessen wurde, laut einer Inschrift
amBakong, für ihn nur eine Statue aufgestellt. |
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Die Türme selbst bestehen aus Ziegeln.
Hierauf war Mörtel aufgetragen worden und die Verzierungen
waren in den Mörtel eingearbeitet. Das meiste hiervon ist verfallen,
aber man erkennt noch einige Figuren und Ornamente an den Türstürzen.
Bei den Figuren handelt es sich um Dvarapalas, menschenähnliche
Götterfiguren, die die Eingänge zu den Türmen bewachen,
um diese vor bösen Einflüssen zu schützen. Die Figuren
an den vorderen Türmen sind, entsprechend der Personen, denen
sie gewidmet sind, männlich, die Wächter der hinteren
Türme weiblich.
Die Reliefs an der Aussenseite des Tempels werden momentan unter
Federführung der "GACP" ( German Apsara Conversation
Project ) restauriert. |
Dieses ist, neben der Restaurierung
der Apsara-Reliefs am Angkor
Wat, das wichtigste kulturelle Aufbauprojekt Deutschlands
in Kambodscha.
In der südöstlichen Ecke der Anlage befindet sich noch
ein quadratisches Gebäude mit einem zulaufenden, mit zahlreichen
Löchern versehenen Dach. Man vermutete zunächst , dass
dies zur Einäscherung von Königen diente. Wahrscheinlich
stellte es aber die Urform der späteren Bibliotheken dar. Beinahe
identische Gebäude findet man auch in den Ecken des inneren
Bereiches des Bakong, der später erbaut wurde. |
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