Prasat Hin Phimai verbindet die beeindruckende Khmer-Architektur Phanom Rungs mit der parkähnlichen Weitläufigkeit Muang Tams und macht diesen Ort zum bedeutendsten Khmer-Bauwerk in Thailand.
Die Stätte liegt ca. 60 km nordöstlich von Khorat. Ursprünglich befand sich hier die Khmer-Stadt Vimayapura aus der wiederum das heutige Städtchen Phimai hervorging, dessen Grundriss auf der alten Stadtanlage beruht. Dieser Ort ist seit den früheren Zeiten der Khmer ununterbrochen bewohnt und die Tempelanlage bildet das Zentrum des Städtchens.
 
Die in Phimai gefundenen Relikte datieren aus dem
späten 11. und dem 12. Jahrhundert, der Blütezeit des Khmer-Reiches, dass bis zum Jahre 1431 den grössten Teil Südostasiens beherrschte. Vimayapura diente als Residenz des Vizekönigs.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Khmer-Anlagen ist diese hier nicht streng in Nord-Süd-Richtung angelegt, sondern zeigt nach Südosten, direkt in Richtung Angkor. Beide Orte waren durch die 224 km lange "Strasse der Könige", der Hauptverkehrsroute des Khmer-Reiches, die hier endete, verbunden. Auch dies unterstreicht die damalige Bedeutung Phimais.
Die Tempelanlage wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Der letzte bedeutende Khmer-König Jayavarman VII. war ein Anhänger des Buddhismus und löste einen wahren Bauboom aus, indem er neue buddhistische Tempel bauen liess oder alte Hindu-Tempel in solche umwandelte.
Die Tempelanlage von Phimai ist, obwohl sie hindui-
stische Elemente enthält, ein Bauwerk des Mahayana-Buddhismus, der damals vornehmlich praktizierten Form des Buddhismus, die in Thailand erst später durch den Hinayana-, genauer gesagt, den Theravada-Buddhismus, verdrängt wurde.
Phlab Phla
Man betritt die Tempelanlage durch den südlich gelegenen Eingang. Unmittelbar Links befindet sich ein 26x35m grosses Gebäude. Es besteht im Prinzip nur aus langen Korridoren.
Während der Restaurierung des Tempelgeländes wurde hier eine Reihe von heiligen Gegenständen und anderen Objekten gefunden.
Man vermutet, dass es sich um eine Art "Umkleide" für den König handelte, in der er sich für bestimmte Rituale umzog und Gegenstände für diese Riten bereitgehalten wurden.
Der alte Name für dieses Gebäude "Khlang Ngern" erhärtet diese Vermutung, da dies die Bezeichnung für einen Behälter für wertvolle Gegenstände ist.
Naga-Brücke
Unmittelbar vor dem südlichen Gopura, dem Durchgang durch die erste Einfriedung, befindet sich eine kreuzförmige Naga-Brücke aus Sandstein. Sie ist 4x32m gross. Das Geländer wird aus siebenköpfigen Nagas gebildet.
Naga-Brücken verbinden in der Khmer-Mythologie die irdische mit der himmlischen Welt, unterstreichen also den religiösen Stellenwert des Gebäudes dahinter. Dies gilt sowohl für den Hinduismus, als auch für den Mahayana-Buddhismus.
Am Fusse der Treppe zur Brücke befinden sich Singhas im typischen Khmer-Stil.
 
äussere Einfriedung
Das Tempelgelände besteht aus zwei rechteckigen Einfriedungen. Jede dieser Einfriedungen besteht aus langen Gängen und hat in der Mitte jeder Seite einen Durchlass, den Gopura. Nachdem man die Naga-Brücke passiert hat, steht man unmittelbar vor dem südlichen Gopura. Als Haupteingang in den Tempel ist dieser besonders reich verziert.
Von hier aus kann man längs durch alle Gebäude und deren Öffnungen bis zum nördlichen Gopura schauen. Dies ist ein Beispiel für die perfekt symmetrische Baukunst der Khmer.
Die äussere Mauer umfasst einen Bereich von über 4 Hektar Grösse. In jeder Ecke dieses Geländes befindet sich ein künstlicher Teich. An den Ufern dieser Teiche befanden sich vermutlich kleinere buddhistische Tempel aus Holz, von denen allerdings nichts mehr übrig ist.
Vermutlich befanden sich auch auf der gesamten Flä-
läche innerhalb der äusseren Mauer eine Reihe von Holzgebäuden und -konstruktionen, die allerdings ebenfalls verschwunden sind.
Im westlichen Bereich der Fläche findet man noch die steinernen Überreste zweier Gebäude, der Banalais, die als Bibliotheken vermutlich heilige Schriften enthielten.
Fussweg  
Unmittelbar hinter dem südlichen, äusseren Gopura führt ein erhöhter Damm über die freie Fläche bis zur inneren Mauer. An dieser Stelle fand man Überreste, die darauf schliessen lassen, dass dieser Damm ebenfalls von einer Holzkonstruktion überdacht war. Dieser Damm durchschneidet eine Platform, in die vier kleinere Teiche eingelassen sind.
Am Ende des Dammes gelangt man an die innere Einfriedung und steht vor dem inneren südlichen Gopura.
 
innere Einfriedung
Die innere Einfriedung umschliesst die Gebäude des zentralen Heiligtums und wird ebenfalls durch vier Gopuras unterbrochen. Die Einfriedung besteht aus rotem Sandstein Die nördliche und südliche Seite messen jeweils 72 m, die westliche und östliche 80m.
südlicher Gopura
Vor dem südlichen Gopura befinden sich einige Löcher im Boden, die vermutlich dazu dienten, heilige Gegenstände aufzunehmen.
Der südliche Gopura ist der Haupteingang in den inneren Bereich. Der Türsturz zeigt einen Riesen, der, auf dem Kopf einer Kala stehend, zwei Elefanten in die
Höhe reisst. Im Türrahmen des Gopuras findet man auch eine Inschrift, die auf die Errichtung der Stadt Phimai, die Errichtung heiliger Bildnisse und König Dharanindravararam I. hinweist und Informationen für die Datierung der Anlage lieferte.
 
innerer Bereich
Nachdem man den südlichen Gopura durchschritten hat, steht man unmittelbar vor dem zentralen Heiligtum Phimais, einem etwa 30m hohen Prang aus Sandstein im Lopburi-Stil, der über und über mit meisterhaften Bildhauereien verziert ist.
Das ganze Gebäude besteht aus weissem Sandstein und ist über und über mit Figuren verziert, von denen die meisten Szenen aus dem Ramayana zeigen.
Dem zentralen Turm vorgelagert ist eine kleine Vorhalle ("Mandapa"). Auch wenn der Giebel des Mandapa einen tanzenden Shiva zeigt, ist Phimai trotzdem ein buddhistisches Bauwerk.
 
Man sollte sein Augenmerk auch auf die wunderschönen Verzierungen an den Säulen richten.
Dem Mandapa schliesst sich ein kleines Verbindungsstück, der Antarala an. Nachdem man diesen passiert hat, gelangt man in den heiligsten Raum des Tempels, den Garbhagrha. Hier befand sich das wichtigste Objekt des Tempels, eine Buddhastatue, die von einer Naga beschützt wird. Diese Statue war lange Zeit verschwunden, steht jedoch mittlerweile ebenfalls im Phimai National Museum. Im Tempel befindet sich eine Kopie der Originalstatue.
In einer Ecke des Raumes sieht man einen Abfluss für geweihtes Wasser, das in diesem Raum verschüttet wurde.
Auch die Türstürze im Inneren des Gebäudes sind Meisterwerke der Bildhauerkunst und zeigen zum einen Boddhisattvas ( - es handelt sich schliesslich um ein Bauwerk des Mahayana-Buddhismus - ), wie unten links, oder wiederum Szenen aus dem Ramayana, wie die Schlachtszene unten rechts.
 
Der Prang, der über dem Heiligtum thront, besteht aus vier reichverzierten Stufen. Es gibt eine Theorie, nach der der Prang von Phimai als Prototyp für die 5 zentralen Prangs von Angkor Wat diente, die erst später gebaut wurden.
Die Steinmetzarbeiten gehören zu den schönsten ihrer Art. Man beachte die Garudas, die vogelähnlichen Wesen, an der untersten Stufe, die die Hauptlast des Turmes zu tragen scheinen.
An der nordöstlichen Aussenseite des Gebäudes sieht
man den Abfluss für das geweihte Wassers aus dem Inneren.
oben : Krishna erschlägt Kamsa auf einem Türsturz des Prang.
Prang Hin Daeng
Unmittelbar hinter dem südlichen Gopura, stehen die Reste des Prang Hin Daeng. Wie der Name unschwer vermuten lässt, handelt es sich um einen Turm aus rotem Sandstein.
 
Ho Brahm
Diekt hinter dem roten Prang, auf derselben Basis, befindet sich der Ho Brahm oder Brahmanen-Schrein.
1954 wurden hier sieben Shiva-Lingas gefunden und man vermutet, dass dieser Schrein genutzt wurde, um Hindu-Zeremonien durchzufuhren. Vermutlich diente er aber auch als Bibliothek.
 
Prang Bhramathat
Ein weiteres auffälliges Gebäude auf dem Gelände ist der Prang Brahmathat.
In diesem wurden zwei wichtige Statuen gefunden. Die eine zeigt vermutlich König Jayavarman VII.. Die Bevölkerung gab dieser Statue den Namen Tao Brahmathat, was den Namen des Prangs erklärt.
Die andere Statue, von der jedoch nur noch der Torso übrig ist, zeigt vermutlich Königin Jayarayadevi, die Frau des Königs. Beide Statuen befinden sich nun im Phimai National Museum.
Die Statue, die sich jetzt im Prang befindet, ist eine Kopie der Statue des Königs.
 
Pavillon
An der Süd-Ostseite des zentralen Gebäudes findet man noch die Reste eines Pavillons. Löcher in dem Fundament deuten darauf hin, dass er ein Holzdach hatte. Er diente vermutlich irgendeiner religiösen Zeremonie.
 
Am äussersten nördlichen Ende der Anlage stösst man schliesslich auf die modernen Gebäude des Tempels, der immer noch "in Betrieb" ist.
   
   
   
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