Etwa 8km östlich und
unterhalb von Phanom
Rung befindet sich die Anlage von Muang Tam. Sie
wird auch als "untere Stadt" bezeichnet.
Während Phanom Rung jedoch kollossal, ja beinahe bedrückend
wirkt, dominieren bei Muang Tam Weitläufigkeit und
Leichtigkeit und man kann sich gut vorstellen, dass man hier einmal
recht angenehm gelebt haben muss.
Da Muang Tam auch nicht ganz so spektakulär ist, wie
die Anlage von Phanom Rung, ist sie nicht ganz so bekannt
und infolgedessen weitaus weniger überlaufen.
Innerhalb der Anlage gibt es keine Inschriften, die
Hinweise auf das Alter geben könnten.
Anhand der Stile der Reliefs
lässt sich jedoch vermuten, dass die Anlage zwischen dem 10.
und 11. Jahrhundert errichtet wurde, also etwa 1000
Jahre alt ist. Über Jahrhunderte hinweg lag Muang
Tam in dichtem Wald. Erst ab 1950 siedelten
sich mehrere Familien um die Anlage herum an und Muang Tam
rückte wieder in den Blickpunkt der Wissenschaft.
Nach umfangreicher Renovierung wurde der Komplex 1997
für die Öffentlichkeit geöffnet.
Muang Tam ist streng symmetrisch
in Ost-West-Richtung erbaut. Der Tempel ist dem hinduistischen Gott
Shiva gewidmet. Es finden sich jedoch auch Darstellungen
anderer Gottheiten, was relativ ungewöhnlich ist, da Khmer-Tempel
eigentlich exklusiv einer Gottheit gewidmet wurden und nur deren
Darstellungen zeigen.
Die Anlage besteht aus zwei Umfriedungen, die jeweils durch vier
Tortürme - die Gopuras - betreten werden können.
Innerhalb der inneren Umfriedung befindet sich das zentrale Heiligtum,
dass aus fünf Türmen besteht. Vom Eingang aus folgt man
dem Weg durch einen kleinen Park zum östlichen Gopura,
dem Haupteingang, der als solcher der aufgehenden Sonne zugewandt
ist.
Der Türsturz des äusseren
östlichen Gopuras zeigt eine beliebte Szene des 11.
Jahrhunderts : Krishna besiegt die fünfköpfige
Naga. Diese Darstellung findet sich auch an anderen Stellen
des Tempels.
rechts :
Eine weitere Figur, die sich überall in Muang Tam
auf Giebeln und Türstürzen findet, ist der alles verschlingende
Dämon Kala. Kala ist ein Symbol für
die Zeit und sein Porträt diente in vielen hinduistischen Anlagen
als Türwächter.
Verlässt man den Gopura,
gelangt man in einen weitläufigen Bereich. Auffällig sind
die vier, mit Lotus bewachsenen, L-förmigen Teiche, die symmetrisch
angeordnet sind, so dass vier Dämme zwischen den Teichen entstehen.
Eingefasst werden die Teiche von Balustraden, die in fünfköpfigen
Nagas enden. Unterbrochen sind die Balustraden von Torbögen,
von denen aus Treppen zum Wasser führen.
Sehr wahrscheinlich symbolisieren die Teiche die vier Ozeane um
den mythischen Berg Meru und sollten das zentrale Heiligtum
vor Bösem schützen. Das Wasser diente rituellen Zwecken.
Innerhalb der vier Teiche befindet sich
ein weiterer eingefriedeter Bereich, der wiederum über vier
Gopuras betreten werden kann.
Dieser enthält das zentrale Heiligtum : Fünf Ziegeltürme,
von denen der Haupturm am Stärksten verfallen ist und zwei
kleinere, ebenfalls stark beschädigte Türme, die wohl
dazu dienten, rituelle Gegenstände und Schriften aufzubewahren.
Sehr ungewöhnlich ist die Anordnung der Ziegeltürme. Sie
stehen nicht in quadratischer Konstellation, mit dem Hauptturm in
der Mitte, sondern in zwei Reihen, wobei der Hauptturm etwas aus
der Reihe ragt. Diese Darstellung des hinduistischen Universums
ist sehr ungewöhnlich und weicht von dem normalen Bild , z.B.im
Angkor
Wat, ab. Dieser wurde allerdings auch
erst lange nach Muang
Tam errichtet.
Gegenüber von den Türmen befinden sich die Reste zweier
Banalais. Diese dienten als Bibliothreken zum Aufbewahren
heiliger Schriften.
rechts :
Dieser Türsturz von einem der Türme zeigt Shiva
und Uma, die auf dem Stier Nandi reiten.
Darunter wieder die Darstellung Kalas.