In Thailand leben etwa 65 Mio. Menschen, davon über ein Zehntel allein in Bangkok.
Einer Theorie zufolge wanderten die ursprünglichen Thai in mehreren Einwanderungswellen aus Gegenden in Südchina in das Gebiet des heutigen Thailand ein, wo sie sich mit den dort schon ansässigen Mon, Khmer und den Angehörigen anderer Volksgruppen vermischten.
 

Der ursprüngiche Name Thailands war Siam, was soviel wie "dunkel" oder "schwarz" bedeutet und sich auf die dunklere Hautfarbe der Thais bezieht.
Die heutige Bevölkerung besteht jedoch schon seit langer Zeit im Prinzip aus einem Völkergemisch, dass durch die gemeinsame Sprache und Kultur mehr oder weniger als "Thai" identifiziert wird.
In der Folge kam es zu weiteren Einwanderungswellen aus Malaysia, Burma und vor allem China. Im Norden siedelten sich Bergstämme aus Burma und selbst aus Tibet an. Während des Vietnamkrieges nahm Thailand einen grossen Teil der Flüchtlinge auf und heute ist es Ziel grosser Flüchtlingsbewegungen aus Burma.

Thai
 
Trotzdem kann man etwa 75% der thailändischen Bevölkerung als "Thai" bezeichnen. Hierbei gibt es jedoch regionale Unterschiede, die sich vor allem in der Sprache bemerkbar machen. Diese Unterschiede resultieren vor allem aus der Tatsache, dass sich das heutige Staatsgebiet über die ehemaligen Gebiete verschiedener hostorischer Reiche erstreckt, von denen schliesslich Siam die Oberhoheit erlangte.
 
  • Im Süden wohnen die "Pak Thai". Viele von ihnen stammen von Malaien ab und sie sind oftmals etwas kleiner und dunkler und sprechen einen eigenen Dialekt. Aufgrund ihres fruchtbaren Landes, das auch eine Reihe von Bodenschätzen bietet und dem gerade in den Küstengebieten florierenden Tourismus, gehören die Bewohner des Südens zu den wohlhabendsten Bewohnern Thailands.
    Gerade im Süden leben viele muslimische Nachfahren von Einwanderern aus Malaysia. In einigen Gegenden im Süden sind Moslems sogar in der zahlenmässigen Überzahl. Unter diesen Moslems gab es vereinzelt schon immer auch separatistische und fundamentalistische Strömungen, die aber momentan gerade durch das allgemein angespannte Verhältnis der Weltreligionen zueinander, in den Blickpunkt geraten.
  • In Zentralthailand wohnen etwa 36% der thailändischen Bevölkerung. Ihren Dialekt kann man als "Schulthai" bezeichnen und er gilt als Standardsprache. Diese Thai sind meist wohlhabender und höher gebildet und besitzen den grössten Einfluss im gesellschaftlichen und politischen Leben Thailands.
  • Die Thais im Norden entstammen dem alten Königreich Lanna, dass jahrhundertelang neben dem Königreich Siam existierte und seine Bewohner hatten aufgrund ihrer Geschichte und kultureller Eigenheiten lange Zeit eine gewisse Autonomie innerhalb Thailands. Eine Folge dieser Eigenständigkeit ist nach Meinung vieler auch die ausnehmende Freundlichkeit und Offenherzigkeit der Menschen des Nordens, die innerhalb der allgemein freundlichen und offenherzigen Thais immer noch auffällt.
    Da gerade der Norden Thailands in frühen Zeiten aus einer Fülle kleiner Reiche unterschiedlichen Ursprungs bestand, stellen die Menschen des Nordens die am wenigsten homogene Gruppe innerhalb der Thai dar. Hier vermischten sich burmesische, laotische und chinesische Einflüsse mit denen der Thai, der Khmer und der Mon ( die ursprünglich ebenfalls burmesisch waren). Gerade der burmsische Einfluss ist im Norden unübersehbar.
    Hinzu kommen eine Reihe von Bergstämmen aus Burma und sogar Tibet, die sich hier niederliessen und sich unterschiedlich gut in die thailändische Gesellschaft integrierten, bzw. auf ihre kulturelle und religiöse Eigenständigkeit Wert legen.
  • Im Nordosten Thailands, dem Issan, leben die "Thai Lao" und "Thai Khorat". Diese stellen die grösste Bevölkerungsgruppe innerhalb der Thai dar und sprechen wiederum andere Dialekte, wenn sie nicht gleich direkt Laotisch, das immerhin mit dem Thai verwandt ist, sprechen. In den Grenzregionen zu Kambodscha ist auch Kambodschanisch durchaus geläufig. Der Issan gilt allgemein als das Armenhaus Thailands. Die Bevölkerung lebt in der Regel von der Landwirtschaft und ausser in regionalen Zentren findet man hier kaum Industrie.
    Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation haben die Bewohner des Issan das geringste Bildungsniveau in Thailand und haben trotz ihres hohen Anteils an der Gesamtbevölkerung kaum Einfluss im politischen und sozialen Leben Thailands. Die Bewohner der anderen Provinzen schauen meist auf die Menschen im Issan herab und verspotten sie als "Laoten".
 
Alle vier Gruppen pflegen untereinander ihre Vorurteile und Ressentiments. Man kann die Situation etwa mit dem Verhältnis von Bayern und Preussen vergleichen.
So werden die Bewohner des Issan gerne von den anderen Thais als rückständig angesehen und als "Laoten" verspottet. Die "Pak Thai" dagegen haben den Ruf, besonders skrupellos und gewalttätig zu sein, ein Ruf, der durch die jährliche thailändische Kriminalitätsstatistik nicht gerade entkräftet wird, denn hier liegen besonders die Südprovinzen regelmässig ganz vorn.
Glaubt man der Werbung und den äusserst beliebten Soap Operas, stellen die Bewohner Zentralthailands so etwas wie ein Idealbild dar. Sie sind wohlhabender, als die anderen, besser ausgebildet und haben demzufolge auch Jobs, die es ihnen ermöglichen, in Büros, statt in der sengenden Sonne zu arbeiten. Dunkle Haut gilt in Thailand, ähnlich wie in Europa vor nicht allzu langer Zeit, als Zeichen von Armut. Demzufolge scheuen Thais, insbesondere der weibliche Teil der Bevölkerung, auch die Sonne, wie der Teufel das Weihwasser.
Bleichcremes sind in Thailand ein Renner und nicht selten geben die Menschen ein Grossteil ihres Geldes für ein "helles" Äusseres aus, vergleichbar mit Bräunungscremes und Solarien in Europa, wo die Verhältnisse gerade umgekehrt sind und braune Haut zum Schönheitsideal gehört.
Trotz aller Unterschiede stellen sich die Thai nach aussen hin als homogene Einheit, fast schon als grosse Familie dar. Als Bindeglieder dienen hierbei der Buddhismus, dem fast 96% der Bevölkerung angehören und der Nationalismus der Thais, der extrem ausgeprägt ist und gerade bei uns Deutschen mitunter Verwunderung hervorruft. Das Königshaus repräsentiert hierbei wiederum die Verbindung zwischen Buddhismus und Nation.
 
Chinesen
 
Etwa 15% der gesamten Bevölkerung Thailands sind die Abkömmlinge chinesischer Einwanderer. Dies mag auf den ersten Blick nicht gerade viel sein, trotzdem ist der EInfluss dieser "Chinesen" immens, denn fast die gesamte Wirtschaft Thailands ist in den Händen dieser Bevölkerungsgruppe.
Die Chinesen kamen ebenfalls in mehreren Wellen ins Land, oftmals auf der Flucht vor Unterdrückung oder Armut, oft wurden sie jedoch auch bewusst ins Land geholt. Schon im 13. Jahrhundert lernten die Thais von chinesischen Handwerkern die Kunst der Keramikherstellung und in der Folge wurde die Sangkhalok-Keramik zu einem Verkaufsschlager der
massgeblich zum Reichtum Sukothais, des ersten bedeutenden Thai-Königreichs, beitrug.
Während König Taksin, der Befreier Siams von den Burmesen und Begründer der Hauptstadt Bangkok, noch mit Ressentiments des alteingsessenen Adels wegen seiner chinesischen Abstammung zu kämpfen hatte, förderte später beispielsweise König Rama IV. gezielt die Einwanderung der Chinesen ins Land, da er hoffte, seine Untertanen würden von den enorm fleissigen und in wirtschaftlichen Dingen überaus bewanderten Chinesen lernen. Anfangs in eigenen Bezirken, wie dem Chinatown Bangkoks, lebend, gelang es den Chinesen, dank ihres Arbeitseifers und ihrem Bestreben nach Assimilierung, schnell in Thailand Fuss zu fassen und wichtige Positionen in Wirtschaft und Politik einzunehmen. Die Chinesen stiessen jedoch auch auf Neid und es kam vereinzelt zu Progromen. Selbst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es noch vereinzelt zu Ausschreitungen und im Zuge einer verbreiteten Kommunismus-Paranoia in den Sechziger Jahren gerieten auch viele Chinesen in den generellen Verdacht, Kommunisten zu sein, was natürlich angesichts der materiellen Ausrichtung der meisten Chinesen, völliger Unsinn war.
Trotzdem gelang den Chinesen die Integration in die thailändische Gesellschaft weitgehend friedlich, zumindest im Vergleich zu vielen anderen Ländern und, wie erwähnt, haben die Thai-Chinesen heute wichtige Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Politik inne. Augenfälligstes Beispiel hierfür dürfte der gegenwärtige Ministerpräsident Thailands, Thaksin Shinawatra, sein : Der ehemals reichste Unternehmer des Landes entstammt er einer chinesischen Familie aus Chiang Mai.
Grundzüge chinesischen Lebens haben sich trotz aller Assimilierung jedoch immer noch erhalten und bereichern die thailändische Kultur. So sind z.B. Feiertage, wie das chinesische Neujahrsfest, auch in die thailändische Folklore eingegangen.
Auf der anderen Seite dient z.B. das Chinatown in Bangkok chinesischen Filmproduktionen als beliebte Kulisse, da es eine Authentizität liefert, die man in den rasant wachsenden Metropolen Chinas nicht mehr findet.
 
Moslems  
 

Etwa 4% der thailändischen Bevölkerung sind Moslems. Da diese vornehmlich von malayischen Einwanderern aus dem Süden abstammt, lebt auch der grösste Teil der Moslems in den südlichen Provinzen Thailands, von denen einige von einer moslemischen Mehrheit bewohnt werden.
Auch wenn in Thailand die Religionsfreiheit in der Verfassung garantiert wird und der grösste Teil der Moslems die thailändische Staatsbürgerschaft besitzt, werden die Moslems als Angehörige einer nicht-buddhistischen Religionsgemeinschaft von den meisten Thais nicht als "echte" Thais wahrgenommen. Für den überwiegenden Teil der Bevölkerung bedeutet "Thai sein" auch gleichzeitig Buddhist sein.
Gerade Moslems waren vielen der buddhistischen Thais schon immer suspekt, was vielleicht auch historische Gründe haben mag, da der Buddhismus in Indien, dem Ursprung des Thai-Budhismus, schliesslich von moslemischen Moguln zerstört und in die Bedeutungslosigkeit getrieben worden war.
Trotz allem war die thailändische Regierung und besonders das Königshaus schon immer darauf bedacht, Konflikte zwischen den einzelnen Religionsgruppen zu vermeiden. König Bumiphol bezahlte z.B. eine thailändische Übersetzung des Koran aus seiner Privatschatulle. Der Freitag ist für moslemische Beamte nur ein halber Arbeitstag, damit sie am Freitagsgebet teilnehmen können, desweiteren werden sie einmal im Leben für eine Pilgerfahrt nach Mekka freigestellt. Der thailändischen Regierung gehört auch immer ein hoher moslemischer Würdenträger an, unabhängig von dem eher geringen Bevölkerungsanteil.
In diesem Zusammenhang halte man sich vor Augen, dass in Deutschland, mit einem Bevölkerungsanteil der Moslems von ebenfalls etwa 4% ( zahlenmässig leben in Deutschland sogar mehr Moslems, als in Thailand ), solche Einrichtungen noch nicht einmal zur Diskussion stehen und man sich stattdessen lieber über das Tragen von Kopftüchern streitet.
Natürlich brachte der 11. September auch in Thailand einen Einschnitt in das Verhältnis der Religionsgemeinschaften. Unmittelbar nach den Anschlägen kam es vereinzelt zu anti-moslemischen Ausschreitungen und nur die Polizei konnte Schlimmeres verhindern.
Auch die Empfehlung des Thai Rak Thai-Abgeordneten Thinawat Maruekapitak an den amerikanischen Präsidenten, islamistische Terroristen statt mit Bomben, mit Schweinefett zu bewerfen, trug nicht unbedingt zur Entspannung der Situation bei.
Trotzdem kann man festhalten, dass die überwiegende Mehrheit der thailändischen Moslems, wie in den meisten nicht-moslemischen Ländern auch, sich mehr oder weniger in die Gesellschaft integriert hat und mit ihren Mitmenschen auf der Basis von Toleranz friedlich zusammenlebt.
Dennoch kam es gerade in letzter Zeit in den überwiegend moslemischen Südprovinzen zu Ausschreitungen, die schliesslich bürgerkriegsähnliche Zustände annahmen.
Viele Gegenden dieser Provinzen sind arm und wirtschaftlich unterentwickelt, was natürlich auch an einem gewissen Desinteresse der buddhistischen Thais an diesen Provinzen liegt. Zu der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit gesellt sich die Frustration vieler Moslems, trotz zahlenmässiger Überlegenheit, von wichtigen politischen Entscheidungen ausgeschlossen zu sein. Dies bietet einen idealen Nährboden für islamistische und separatistische Fanatiker, von denen einige Radikale sogar von der Errichtung eines Kalifats bis zur burmesischen Grenze träumen.
Mittlerweile kommt es fast täglich zu Anschlägen auf Polizisten, Lehrer und alle, die mit der Zentralregierung in Bangkok in Verbindung gebracht werden. Diese wiederum reagiert, sei es aus Unvermögen oder Ignoranz den sozialen Verhältnissen gegenüber, ausschliesslich mit Härte und stellte einige der Provinzen sogar unter Kriegsrecht.
Einen traurigen Höhepunkt dieses Konfliktes bildete der 27. April 2004 : Als eine grosse Anzahl von moslemischen Separatisten, zumeist Jugendliche, versuchten, mehrere Polizeistationen zu stürmen, wurden sie dort schon von gut informierten und schwer bewaffneten Einheiten der Polizei erwartet. Bei dem anschliessenden Massaker kamen etwa 100 Menschen um. Es ist auch bekannt, dass Polizei und Militär gezielt Personen ermorden, die auch nur im Verdacht stehen, mit den Separatisten zu sympathisieren. Diese Brutalität wiederum sorgt für weiteren Zulauf bei den Radikalen. So schaukelt sich der Konflikt immer weiter hoch und eine Lösung scheint nicht in Sicht. Mittlerweile müssen selbst buddhistische Tempel aus Schutz vor Anschlägen von der Armee bewacht werden.

 
ethnische Minderheiten  
 
Auch wenn die thailändische Regierung andere Minderheiten in der Vergangenheit sehr stiefmütterlich behandelt hat, hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass auch diese Völker eine Bereicherung der thailändischen Kultur darstellen und sie werden mittlerweile weitgehend anerkannt.
Dies gilt sowohl für die Bergstämme im Norden, als auch für die "Seezigeuner" im Süden, die lange Zeit als staatenlos galten und somit von den staatlichen Einrichtungen ausgeschlossen blieben.
Trotzdem wird gerade in Bezug auf die ethnischen Minderheiten die Toleranz der Thais auf die Probe gestellt. Für die meisten Thais sind diese Minderheiten, obwohl sie teilweise schon seit Generationen im Land leben, nur zugereiste Ausländer.
Offiziell anerkannt werden nur die grösseren Bergstämme. Dennoch leben sie meist in Armut und schon die einfachsten Segnungen der Zivilisation, wie Elektrizität, medizinische Versorgung und Schulen bleiben ihnen wegen mangelhafter Infrastruktur oftmals versagt. Viele Stämme leben allein vom Tourismus und veranstalten für ausländische Besucher allerhand Firlefanz, der echtes Brauchtum darstellen soll.
Die Tatsache, dass einige Bergstämme, wie z.B. die Shan ihren Freiheitskampf in Burma zum grossen Teil auch durch Drogengeschäfte finanzieren und die Drogen dann meist durch Thailand geschleust oder direkt dort verkauft werden, hat auch nicht unbedingt zur Akzeptanz dieser Minderheiten beigetragen.
An dieser Stelle muss man immer wieder die Rolle des Königs und seiner Familie hervorheben, die unermüdlich im Lande umherreisen und sich gerade um die Integration der Minderheiten bemühen. Gerade im Gebiet der Bergstämme in Thailands Norden liess der König eine Reihe von landwirtschaftlichen Forschungsstationen und Demonstrationsgärten errichten, um den verarmten Angehörigen der Stämme wirtschaftlich sinnvolle Alternativen zum Opiumanbau aufzuzeigen. Die Königin unterstützt mehrere Stiftungen, die die Handwerkstraditionen dieser Stämme bewahren und gleichzeitig ökonomisch verwerten sollen.
 
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