Der Wat Pho, eigentlich Wat Phra Chetuphon, grenzt unmittelbar an den Königspalast und ist die weitläufigste und älteste Tempelanlage in Bangkok. Gegründet wurde er im 17. Jahrhundert, lange bevor Bangkok zur Hauptstadt des Landes wurde.
Er umfasst religiöse Bauten, bedeutende Chedis, Glockentürme und als Hauptattraktion den riesigen ruhenden Buddha.
 
König Rama I. liess den gesamten Tempel in den Jahren zwischen 1787 und 1801 restaurieren und erweitern.
Unter Rama III. wurde der Tempel für die Öffentlichkeit als Zentrum des Wissens geöffnet. Die meisten der Wandmalereien und Inschriften, von denen leider viele verfallen sind, behandeln Themen aus den Bereichen Medizin, Astronomie und Literatur. Einige Statuen zeigen den Gläubigen die richtige Haltung bei der Meditation.
Wiederum andere Gemälde veranschaulichen klassische Massagetechniken und noch heute befindet sich im Tempel das College of Traditional Medicine, an dem zum ersten Mal Thaimassage gelehrt wurde und bis heute noch gelehrt wird.
Bis etwa 1970 behielt der Tempel seine Funktion als Heilstätte und Apotheke.
Die Anlage wird von einer Mauer umgeben, die insgesamt 16 Tore hat.
Man betritt den Tempel in der Regel von der Thai Wang Road her, die zwischen Königspalast und Wat Pho liegt und beide räumlich trennt.
Unmittelbar hinter dem Eingang gelangt man direkt zur Hauptattraktion des Tempels, dem "Wihan des ruhenden Buddhas" ("Wihan Phra Buddha Non"). Vor dem Wihan befindet sich ein Platz, der mit Wasserspielen und Miniaturlandschaften zum Sitzen einlädt.
Dieser wurde 1832 errichtet. Die Statue im Innern ist 46m lang und 15m hoch. Sie stellt Buddha beim Eintritt ins Nirvana dar. Die Statue wurde aus Ziegeln gemauert, anschliessend mit Gips verkleidet und mit Blattgold überzogen.
Der Wihan ist recht klein, so dass die Ausmasse der Statue eigentlich nicht richtig zur Geltung kommen und man kaum einen Gesamteindruck bekommt. Als man den Wihan jedoch errichtete hatte man primär sicher nicht die Bedürfnisse von Touristen und Fotografen im
Auge.
Jedoch kann auch die Enge des Wihans die Schönheit der Statue mit ihrem verklärten Gesichtsausdruck , der dem gläubigen Buddhisten die Schönheit des Nirvana verdeutlichen soll, nicht verbergen.
Die langen Ohrläppchen der Statue deuten auf die adlige Herkunft des Buddha hin. Reiche Leute trugen damals schwere Ohrringe, die die Ohrläppchen dehnten.
Besondere Aufmerksamkeit sollte man den Fussohlen
der Statue widmen. Die Perlmutt-Intarsien zeigen die 108 Lakshanas oder heiligen Erkennungszeichen des Erleuchteten.
Überall auf dem Tempelgelände gibt es Gruppen von mehr oder weniger grossen Chedis. Vier davon fallen jedoch in unmittelbarer Nähe des ruhenden Buddha durch ihre Grösse auf. Alle vier sind bemalt und mit bunten Porzellanscherben verkleidet und jeder ist etwa
40m hoch.
Der grüne Chedi soll von Rama I. über den Resten einer Buddhastatue aus dem Wat Phra Sri Sanphet errichtet worden sein. Die zwei gelben Chedis wurden von Rama III. für seinen Vater und seine eigenen sterblichen Überreste errichtet.
Am auffälligsten ist jedoch der blaue Chedi. Dieser wurde von König Mongkut zur Erinnerung an Königin Suryothai erbaut. Diese hatte einstmals ihr Leben für ihren Mann im Kampf geopfert und ist in Thailand überaus beliebt.
Hinter den vier Chedis befindet sich die turmartige Bibliothek., der Hor Trai.
Diese ist ebenfalls über und über mit Porzellanscherben verkleidet und erinnert ein wenig an den Wat Arun.
Weiter im Westen zeugt u.a. ein Basketballfeld davon, dass der Wat Pho auch heute noch als Tempel für die Bevölkerung in Gebrauch ist. Tempel sind in Thailand ja auch Versammlungsplätze für die Gemeinde und Orte, an denen Feste abgehalten werden.
   
Südlich der Bibliothek findet sich ein kleiner chinesischer Pavillon und ein bunt bemalter, mit einem Miniaturchedi gekrönter Miniaturberg.
   
Der zentrale Bot ist von einem Wandelgang umgeben, der wiederum an jeder Seite von einem Wihan unterbrochen wird. Der Wandelgang beherbergt eine Unzahl von Buddhafiguren von denen sich Insgesamt über 1000 (!!!) im gesamten Tempelbereich befinden. Die meisten wurden aus verfallenen Tempeln nach Bangkok gebracht, hier restauriert und ausgestellt. In jeder Ecke des Wandelganges befindet sich ein marmorner Prang. Der Bot wird gekrönt von einem dreistufigen Dach und ist für seine reichen Dekorationen bekannt. Die 152 marmornen Reliefs an der Aussenwand zeigen Szenen aus dem Ramakien.
   
Zum Inneren des Bot führen mehrere Treppen, jede von Bronzelöwen im Khmer-Stil bewacht. Die Türen und Fensterläden sind wundervoll geschnitzt und mit Perlmuttintarsien geschmückt.
Im Inneren des Bot thront auf einem gewaltigen Podest eine wunderschöne vergoldete Buddhafigur aus Bronze im Ayutthaya-Stil.
Der Name der Statue ist Phra Puttha Theva Patimakorn und sie zeigt den Buddha in der Meditationsgeste. Die Statue stammt ursprünglich aus dem Wat Sala Si Na in Thonburi. Während der Restaurierung des Wat Pho liess Rama I. die Statue schliesslich hierhin bringen. Unter Rama III. wurde der Bot erneut renoviert und der Podest der Statue wurde um zwei Ebenen auf drei erweitert.
Rama IV. schliesslich liess Teile der Asche Ramas I. in dem Podest bestatten. Aus dieser Zeit stammt auch der neunstufige Schirm als Zeichen des Königstums über der Statue.
Die hohe Halle ist über und über mit Malereien geschmückt. Der Gesamteindruck, den das Innere des Bots bietet, ist aufgrund des Arrangements schlicht überwältigend.
Phra Puttha Loknat Sasadajan Interessant ist weiterhin die stehende Buddhafigur im östlichen Wihan.
Sie heisst Phra Puttha Loknat Sasadajan und stammt ebenfalls aus dem Wat Phra Sri Sanphet in Ayutthaya, in dessen Ruinen man die stark beschädigte Statue fand. Sie wurde zusammen mit den Überresten der Statue, die sich nun unter dem grünen Chedi befindet, aus Ayutthaya gerettet und hier aufgestellt.
Die anderen Wihans beherbergen ebenfalls verschiedene Statuen.
Am Ausgang des West-Wihans befindet sich auf einem Miniaturberg ein Lingam, der offensichtlich verehrt wird. Was es damit auf sich hat weiss ich jedoch nicht.
   
Ganz am östlichen Ende des Tempelgeländes befinden sich die Gebäude des College of traditional medicine. Seit seiner Gründung war der Wat Pho ein Zentrum des Wissens für die Allgemeinheit und auch heute noch wird in den Gebäuden die klassische Thaimassage ausgeübt und gelehrt. Auch Ausländer können hier Kurse belegen und ein Zertifikat bekommen.
Die Wat Pho-Massage stellt die reinste Form der Thaimassage dar und wird in der Regel von Masseuren gleichen Geschlechts ausgeführt, hat also mit dem, was an vielen Orten unter dem Label "Thai-Massage" angeboten wird, nichts zu tun.
   
Nachdem man die "Hauptattraktionen" des Tempels besucht hat, sollte man einfach noch ein wenig auf dem Gelände herumspazieren, da es doch eine Menge Details zu entdecken gibt, z.B. die chinesischen Torwächterfiguren. Sie sind aus Steinen gearbeitet, die als Ballast auf chinesischen Dschunken dienten.
Für einen Besuch des Wat Pho sollte man den Morgen eines normalen Wochentages wählen, denn dann findet u.U. auch Schulunterricht auf dem Gelände statt und das ganze Areal ist erfüllt von Kinderlachen.
Vor allem sollte man nicht daruf hören, wenn Tuk-Tuk-Fahrer erzählen, der Tempel sei geschlossen, weil er renoviert o.ä. wird. Dies ist ein beliebter Trick, um Touristen stattdessen zu irgendwelchen Edelsteinschleifereien zu bringen. Der Tempel ist in
der Regel, auch wenn Teile renoviert werden, nie geschlossen. Man sollte sich auf jeden Fall selbst davon überzeugen. (Nun gut : Einmal war er geschlossen. Dass war aber auch anlässlich des APEC-Gipfels 2003 und George W. Bush wollte bei seiner Visite des Tempels wohl nicht auf Terroristen treffen. Ich entschuldige mich hiermit nochmal beim Taxifahrer, dem ich damals partout nicht glauben wollte.)

 

 

 
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