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Im weltlichen Leben war Dr.
Chatsumarn Kabilsingh ein angesehener Lehrer für buddhistische
Studien an der berühmten Thammasat Universität
und genoss mit 40 wissenschaftlichen Publikationen einen exzellenten
Ruf. Darüberhinaus hatte Dr. Kabilsingh eine eigene
Talkshow im Fernsehen, in der es vornehmlich um buddhistische Themen
ging und war dadurch allgemein bekannt. Im Jahre 2000 beschloss
Dr. Kabilsingh jedoch, das weltliche Leben aufzugeben und
in den thailändischen Sangha einzutreten. In Thailand
ein nicht ungewöhnlicher Vorgang. Im Falle Dr. Kabilsinghs
entwickelte sich hieraus jedoch ein Politikum und eine Affäre
die durchaus imstande ist, einige Grundfesten des thailändischen
Buddhismus ins Wanken zu bringen, denn Dr. Chatsumarn Kabilsingh
ist eine Frau ! |
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Bis vor kurzem konnten Frauen In den Ländern
des Theravada-Buddhismus nicht die volle Ordination zur
Nonne erfahren. Frauen, die ihr Leben dem Dharma , also
der buddhistischen Lehre, widmen wollten, konnten bislang nur als
"Mae Chi" ins Kloster gehen. Diese tragen weisse
Roben und wie Mönche geschorenes Haar. Die Mae Chi leben
in Gruppen im Wat zusammen und befolgen bis zu 10 Ordensregeln,
Im Gegensatz zu den allgemein verehrten Mönchen, ist |
das Ansehen der Mae Chi jedoch
eher gering und auch im Wat führen sie eher ein Schattendasein
neben den Mönchen. Ihre Hauptaufgabe besteht in niederen Diensten,
die sie im Wat verrichten, z.B. putzen und kochen. Von
den Privilegien der Mönche sind sie ausgeschlossen.
Die Ursachen für diese offensichtliche Benachteiligung von
Frauen liegen weit zurück in der Geschichte des Buddhismus.
Schon zu Lebzeiten des historischen Buddha Sakyamuni traten
Frauen, u.a. aus seinem engsten Familienkreis, an ihn heran und
baten um die Öffnung des männlichen Mönchsordens
( Sangha ) für Frauen. Der Buddha lehnte
zunächst ab. Die Gründe für diese Ablehnung hatten
jedoch weniger chauvinistische, als vielmehr ganz handfeste Ursachen
: Durch Landschenkungen reicher Bürger verfügte der Sangha
zwar über einige feste Standorte und langsam entwickelte sich
eine Logistik, trotzdem bestand das Leben der Mönche grössenteils
aus dem Umherwandern und Betteln um Essen. Der Buddha war
sich nicht sicher, ob er Frauen dieses strapaziöse und oft
auch gefährliche Leben zumuten konnte. Darüberhinaus rief
der Erfolg, den die buddhistische Lehre in der Bevölkerung
und vor allem bei den Herrschenden hatte, viele Neider auf den Plan,
die den Sangha in Misskredit bringen wollten. Selbst den
Ruf des Buddha versuchte man mehrfach zu beschädigen,
indem man ihm heimliche Verhältnisse zu Frauen unterstellte.
Dies war in der damaligen prüden Zeit einfach, da der Buddha
Frauen sehr wohl als gleichberechtigt ansah und ein sehr ungezwungenes
Verhältnis zu ihnen pflegte. Er predigte zu Männern, ebenso
wie zu Frauen, was wiederum sehr ungewöhnlich war, da in der
damaligen brahmanischen Gesellschaft Religion als reine Männersache
angesehen wurde. Eine Aufnahme von Frauen in den Sangha
hätte jedoch den Ruf desselben leicht beschädigen können
und der Buddha wollte alles vermeiden, was den Sangha in
die Richtung einer "Sexkommune" hätte bringen können.
Nach reiflicher Überlegung liess der Buddha jedoch
die volle Ordination von Frauen zu, allerdings hatten diese in der
Folge 311 Regeln zu befolgen, anstelle der 227 Regeln der Mönche.
Manche Männer betrachten dies heute noch als Zeichen dafür,
dass der Buddha Frauen aus dem Sangha fernhalten wollte.
Andere sehen diese Regeln jedoch als Schutz der Frauen in einer
Männerwelt. Damals entstand der erste Nonnenorden. Die Zahl
der Nonnen blieb jedoch zunächst gering.
Nach dem Tode des Buddha breitete sich der Buddhismus über
ganz Indien aus und erlebte unter Kaiser Asoka (reg. 268
- 233 v.Chr.) eine Blüte. Asoka war ein glühender
Anhänger der buddhistischen Lehre und beseelt davon, diese
zu verbreiten. Aus diesem Grunde schickte er gezielt Mönche
aus, um die Lehre auch in anderen Ländern zu verkünden.
Diese Missionen waren nicht nur beschwerlich, sondern auch äusserst
gefährlich und man kann annehmen, dass Asoka vornehmlich
Männer mit ihnen beauftragte. Bis heute ist im Prinzip nur
bekannt, wo diese Missionen erfolgreich waren, wieviele Mönche
jedoch auf diesen Reisen umkamen, bleibt im Dunkeln. Neben diesen
gezielten Missionen wurde der Buddhismus in Südostasien hauptsächlich
von indischen Kaufleuten verbreitet, die diese Länder schon
länger bereisten und dort die indische Kultur verbreiteten.
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der "Indisierung"
Südostasiens. Auch hier waren es jedoch ausnahmslos Männer,
die die buddhistische Lehre verkündeten. Es ist müssig
darüber zu spekulieren, ob sich nun hier chauvinistische Tendenzen
in die Lehre einschlichen oder ob die missionierten Völker
einfach nur den Eindruck hatten, der Buddhismus sei in erster Linie
Männsersache, Tatsache ist, dass es in Südostasien nie
die Tradition eines Nonnenordens gab und man kann annehmen, dass
einige Mitglieder des (männlichen) Sangha später
auch ein gewisses Interesse daran hatten, an diesem Zustand nichts
zu ändern.
Um die offensichtliche Benachteiligung der Frauen zu rechtfertigen,
bezog man sich ausgerechnet auf bestimmte Äusserungen des Buddha,
die jedoch aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Ein sehr gerne
benutztes Zitat ist beispielsweise das Folgende : |
"Keine andere Gestalt,
ihr Mönche, kenne ich, die den Geist des Mannes so fesselt,
wie die Gestalt des Weibes. Die Gestalt des Weibes, ihr Mönche,
fesselt den Geist des Mannes.
Keine andere Stimme, ihr Mönche, kenne ich, die den Geist des
Mannes so fesselt, wie die Stimme des Weibes. Die Stimme des Weibes,
ihr Mönche, fesselt den Geist des Mannes.
Keinen anderen Duft, ihr Mönche, kenne ich, der den Geist des
Mannes so fesselt, wie der Duft des Weibes. Der Duft des Weibes,
ihr Mönche, fesselt den Geist des Mannes.
Keinen anderen Geschmack, ihr Mönche, kenne ich, der den Geist
des Mannes so fesselt, wie der Geschmack des Weibes. Der Geschmack
des Weibes, ihr Mönche, fesselt den Geist des Mannes.
Keine andere Berührung, ihr Mönche, kenne ich, die den
Geist des Mannes so fesselt, wie die Berührung des Weibes.
Die Berührung des Weibes, ihr Mönche, fesselt den Geist
des Mannes." ( A I 1). |
Hierbei wird allerdings
gerne verschwiegen, dass dieses Zitat aus dem Anguttara Nikaya
wie folgt weitergeht |
"Keine andere Gestalt,
ihr Mönche, kenne ich, die den Geist des Weibes so fesselt,
wie die Gestalt des Mannes. Die Gestalt des Mannes, ihr Mönche,
fesselt den Geist des Weibes.
Keine andere Stimme, ihr Mönche, kenne ich, die den Geist des
Weibes so fesselt, wie die Stimme des Mannes. Die Stimme des Mannes,
ihr Mönche, fesselt den Geist Weibes..." usw. |
Hierbei wurde die Unwissenheit
der Bevölkerung in Bezug auf die buddhisitischen Texte bewusst
ausgenutzt.
Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Arbeit kannte Dr. Kabilsingh
die buddhistischen Texte jedoch sehr genau und sie wusste, dass
sich in diesen keine frauenfeindlichen Passagen finden, vielmehr
die Gründung des ersten Nonnenordens direkt auf den historischen
Buddha zurückgeht. Sie war nicht bereit, sich einfach
abspeisen zu lassen. Schliesslich war ihre Entscheidung nicht
aus einer Laune heraus geboren, sondern das Resultat reiflicher
Überlegung.
Dr. Kabilsingh war mit einem thailändischen Air
Force Offizier verheiratet und Mutter dreier Söhne. Nach
eigenen Angaben liebte sie es, Schmuck und Make-up zu tragen und
vor allem ass sie gerne Fleisch. Irgendwann kamen ihr jedoch Zweifel
an ihrem bisherigen Leben, und das Bedürfnis etwas zu ändern
wurde immer grösser. Eine wesentliche Rolle spielte aber
sicherlich auch ihr familiärer Background, denn schon ihre
Eltern waren ins Kloster gegangen.
Ihre Mutter hatte sich in Taiwan zur Nonne des Mahayana
ordinieren lassen und in den 60er Jahren den
Wat
Songdhamma Kalayani in Nakhon
Pathom gegründet. Dies hatte zwar für
Aufsehen gesorgt, griff den thailändischen Sangha
und staatliche Institutionen jedoch nicht direkt an, da in Thailand
nur der Theravada-Buddhismus Staatsreligion ist und der
Mahayana als fremde Religion gilt.
Die Aufspaltung des Buddhismus in verschiedene Schulen fand etwa
500 Jahre nach dem Tod des Buddha statt. Grob gesagt,
bildeten sich zwei Fraktionen heraus : Die erste Schule sah im
striken Befolgen der überlieferten Schriften den einzig gültigen
Weg zur Erlösung. Man nannte diese Schule in der Folge Hinayana
("kleines Fahrzeug") oder auch Theravada, was
soviel wie "die Lehre der Alten" bedeutet. Daneben entwickelte
sich jedoch noch eine weitere Schule, die man in der Folge Mahayana
("grosses Fahrzeug") nannte und die in den überlieferten
Schriften und selbst in der Person des historischen Buddha
Sakyamuni durchaus Interpretationsmöglichkeiten sah,
gemäss dem Rat des Buddha, keine Lehre als absolut
anzunehmen, sondern sie auch immer zu hinterfragen. Diese progressive
Schule breitete sich über Tibet, China, die Mongolei, Korea
bis nach Japan aus. Dort übernahm der Mahayana viele
Aspekte der dort schon vorhandenen Religionen und Philosophien
und entfernte sich unterschiedlich stark von der reinen Lehre
des Theravada. So ist es z.B. japanischen Mönchen
erlaubt, zu heiraten und in einigen Ländern des Mahayana
, z.B. China, können eben auch Frauen voll zu Nonnen ordiniert
werden. Basis beider Schulen blieb jedoch weiterhin das Dharma,
wie es der Buddha gelehrt hatte und im Gegensatz zu anderen
Religionen verlief die Spaltung auf rein intellektuellem Gebiet
und beide Richtungen koexistierten friedlich nebeneinander. Der
Theravada-Buddhismus dominiert heute in den Ländern
Südostasiens, mit Ausnahme Vietnams, und auf Sri
Lanka, wo sich schon in frühesten buddhistischen Zeiten
ein grosses Zentrum dieser Schule befand. Besonders durch die
Chinesen wurde aber auch der Mahayana in Ländern
des Hinayana verbreitet. In Thailand gehören heute
etwa 90% der Buddhisten zur Theravada-Schule und etwa
10% zur Mahayana-Schule, die meisten davon Nachfahren
chinesischer oder vietnamesischer Einwanderer.
Etwas unsauber könnte man Theravada mit dem Katholizismus
und Mahayana mit dem Protestantismus im Christentum gleichsetzen
und so wie es heute keinen Katholiken mehr stört, wenn ein
evangelischer Priester heiratet, so fühlte sich auch der
thailandische Sangha durch die Ordination von Dr.
Kabilsinghs Mutter zur Nonne des Mahayana nicht
massgeblich gestört.
Dr. Kabilsingh ging jedoch weiter. Sie wollte sich nicht
mit einer Existenz als Mae Chi abfinden, sondern eine
voll ordinierte Nonne des Theravada werden und sie wusste,
dass die Nicht-Existenz von ordinierten Nonnen im Theravada
auf Traditionen und Dogmen beruhte und nicht den Inhalt der buddhistischen
Schriften widerspiegelte. Da der Buddhismus in Thailand, wie schon
erwähnt, Staatsreligion ist, befasste sich selbst ein Regierungsausschuss
mit Dr. Kabilsinghs Begehren. Während dieser Zeit
erhielt Dr. Kabilsingh eine Reihe von Droh- und Schmähbriefen,
teilweise auch von erbosten Mönchen. Ein Regierungsmitglied,
das sie unterstützte, erhielt Morddrohungen.
Da der Ältestenrat des Sangha keine stichhaltigen
Argumente gegen eine Ordination fand, versuchte er es mit Spitzfindigkeiten.
Einer Anweisung des Buddha entsprechend müssen bei
der Ordination eines neuen Mönches mindestens fünf Mönche
aus derselben Linie anwesend sein. Also, schloss man, müssen
auch bei der Ordination einer Nonne andere ordinierte Nonnen derselben
Linie anwesend sein. Da man diese jedoch in Thailand nicht finden
könne, sei eine Ordination Dr. Kabilsinghs auch
nicht möglich, zumindest nicht in Thailand.
Auch auf Sri Lanka hatten Frauen um eine Öffnung
des Sangha gekämpft. Die Insel war ein frühes
Zentrum des Theravada und Mönche aus Sri Lanka
hatten vor etwa 700 Jahren den ersten thailändischen Königen
dabei geholfen, den Theravada-Buddhismus in den neuen
Thai-Reichen zu etablieren. ( Auf der anderen Seite waren es später
wiederum thailändische Mönche, die nach der Unterdrückung
des Buddhismus durch die Tamilen und später die Kolonialmächte,
halfen, einen funktionierenden Sangha auf Sri Lanka
wiederaufzubauen.)
Zur Überraschung vieler hatten sich die Frauen auf Sri
Lanka jdoch durchgesetzt und seit dem Jahre 1996
können dort Nonnen voll ordiniert werden und sind Teil des
Sangha. Auch auf Sri Lanka war die Tradition
ordinierter Nonnen irgendwann unterbrochen worden. Bei der Ordination
der ersten Nonnen halfen deshalb chinesische Nonnen des Mahayana.
Es war den Frauen gelungen, nachzuweisen, dass vor langer Zeit
Nonnen aus Sri Lanka nach China gegangen waren und deshalb
die chinesischen Nonnen die Linie aus Sri Lanka fortführten,
auch wenn sie mittlerweile einer anderen Schule angehörten.
Im Jahre 2001 ging Dr. Chatsumarn Kabilsingh
schliesslich im Alter von 56 Jahren nach Sri Lanka, lebte
dort die geforderte Zeit von zwei Jahren als Novizin in einem
Wat und erhielt im Jahre 2003 schliesslich
die volle Ordination zur Nonne des Theravada. Ihr neuer
Name war nun Samaneri Dhammananda oder auch Dhammananda
Bhikkuni. Nach ihrer Rückkehr liess sie sich im Wat
Songdhamma Kalayani, dem Wat, den ihre Mutter gegründet
hatte, nieder.
Die Reaktionen waren sehr zwiespältig. Wieder erhielt sie
Droh- und Schmähbriefe. Man warf Dhammananda gar
vor, den Buddhismus in Thailand zerstören zu wollen. Gerade
zu dieser Zeit wurde der Sangha aber wiederum von einer
Reihe ganz anderer Skandale erschüttert. Man erwischte Mönche,
die sexuelle Beziehungen hatten, Mönche die Drogen nahmen
und verkauften und Mönche die aus ihrer Tätigkeit Vermögen
anhäuften. Vorläufiger negativer Höhepukt war der
Fall des Mönches Phra Khru Nanthaphiwat, der im
Juni 2003 inmitten seiner Leibwächter erschossen
wurde. Nähere Untersuchungen des Falles beförderten
diverse Konten mit stattlichen Millionenbeträgen zutage,
die Phra Khru Nanthaphiwat aus Spenden und einem regen
Ablasshandel gescheffelt hatte. Man vermutet in ihm gar den Kopf
einer mafiösen Vereinigung. Vor dem Hintergrund dieser Skandale
geriet Dhammanandas Fall aus dem Rampenlicht, stärkte
aber wiederum ihr Ansehen in der Bevölkerung.
Besonders die Intellektuellen Thailands, die schon lange fällige
Reformen im Sangha anmahnten, schlugen sich auf Dhammanandas
Seite. Sie werfen dem Klerus und seinem Ältestenrat vor,
zu sehr an Ritualen und Traditionen festzuhalten und dabei die
Bedürfnisse der Gläubigen in einem Thailand des Umbruchs
zu übersehen. Die Skandale des Sangha erschütterten
massgeblich das Vertrauen der Gläubigen. Auf der anderen
Seite scheinen sich die Menschen aber gerade in den modernen Zeiten
nach religiösen Vorbildern zu sehnen, seien es nun männliche
oder weibliche.
Obwohl Dhammanandas Fall international einige Aufmerksamkeit
erregt hat, zieht es der Sangha Thailands weiterhin vor,
die Existenz Dhammanandas zu ignorieren. Berichterstattung
über Dhammananda findet in der thailändischen
Presse kaum statt. Die Nichtanerkennung durch den Ältestenrat
und vor allem durch das Department of religious affairs
hat aber durchaus auch Vorteile für Dhammananda,
denn dadurch befindet sie sich quasi in einem rechtsfreien Raum.
Duch die Weigerung des Klerus sie anzuerkennen, kann er ihr auf
der anderen Seite auch keine Vorschriften machen, denn immerhin
sind Dhammanandas Aktivitäten nicht gegen das Gesetz
: Sie ist nun einmal offiziell ordinierte Nonne, wenn auch in
einem anderen Land, und in Thailand gilt Religionsfreiheit. Zweifel
an der Rechtmässigkeit ihrer Ordination wären wiederum
ein Affront gegen den Sangha auf Sri Lanka ,
zu dem der thailändiche Sangha enge Beziehungen unterhält.
So behandelt man Dhammananda faktisch als Repräsentantin
einer fremden Religion. Ein Status mit dem Dhammananda
ganz gut leben kann. Mittlerweile kommen aber auch zögerlich
positive Signale aus der konservativen Ecke. Auch wenn ihre Aufnahme
in den Sangha immer noch indiskutabel ist, würdigt
man immerhin ihr Engagement für den Buddhismus.Trotzdem ist
der Fall Dhammanandas in Thailand und selbst in den ausländischen
thailändischen Gemeinden weitgehend unbekannt. Die einfache
Bevölkerung kann sich gar nicht vorstellen, dass es einen
"lady monk" überhaupt geben kann. Auch die Familie
meiner Frau liess sich erst überzeugen, nachdem wir ihnen
Photos von Dhammananda gezeigt hatten. |
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Als wir von Bangkok
zu Dhammanandas Wat fahren wollten, schüttelte
der Taxifahrer nur lachend den Kopf und meinte, es könne keinen
"weiblichen Mönch" geben. Als wir den Wat
dann aber doch wider Erwarten fanden und Dhammananda uns
begrüsste, war der Taxifahrer sichtlich beeindruckt. Dhammananda
erzählte uns, dass sie soeben aus New York wiedergekommen
sei, wo sie u.a. den Dalai Lama getroffen habe. Dieser
spiele ebenfalls mit dem Gedanken, einen weiblichen Orden zu etablieren.
Er ist sich aber auch der Tatsache bewusst, dass dies erhebliche
Unruhe in die tibetische Gemeinde bringen könnte. Nur, wer
ausser ihm soll es machen ? Dhammananda selbst ist
eine Frau, die trotz ihres vollen Terminkalenders eine ungeheure
Ruhe aus- |
strahlt und ein offenes
Ohr für jeden hat. Hört man ihr zu, wird jedoch auch
sofort klar, dass diese hochgebildete Frau Welten von den "einfachen"
Mönchen, die ich an vielen Orten Thailands kennengelernt
habe, trennen. Ihre Herangehensweise an den Buddhismus ist intellektuell,
während die meisten Mönche, einen eher volkstümlichen
Glauben pflegen und weiterhin in ihren Ritualen und Traditionen
verhaftet sind. Aber gerade hier muss man aus Dhammanandas
Sicht ansetzen. Nach ihrer Ansicht ist gerade die Unwissenheit
im Bezug auf den eigenen Glauben eine Ursache für frauenfeindliche
Tendenzen im thailändischen Buddhismus und in der ganzen
Gesellschaft Thailands. Gerade in den ländlichen Gebieten
wissen die Menschen und leider auch die Mönche zu wenig über
die Lehre. Dort wird der Glaube weiterhin weniger aus der Kenntnis
des Dharma, als vielmehr aus einer Sammlung von Dogmen
und Traditionen gespeist, von denen einige sogar im Gegensatz
zum Dharma stehen.
Den Buddha sieht Dhammananda als "ersten
wahren Feministen", weil er sich in einer patriarchalischen
Gesellschaft über alle Geschlechtergrenzen hinweggesetzt
hat. Ihren eigenen Weg sieht sie jedoch weniger vor einem feministischen
Hintergrund, als vielmehr in einer logischen Folgerung aus dem
Weg, den der Buddha mit der Ordination der ersten Nonnen
gewiesen hat und so sagt sie ganz selbstverständlich : "Ich
wurde Feministin, weil ich Buddhistin bin." Ein Zusammenhang
, den bis dato leider noch nicht viele Frauen in Thailand zu erkennen
vermögen. Aus diesem Grunde bietet Dhammananda auch
Einführungen in die buddhistische Lehre an, die offensichtlich
auch gut besucht sind.
Es geht ihr nicht darum, dass möglichst schnell möglichst
viele Nonnen ordiniert werden, sondern vielmehr darum, den Frauen
ein geistiges Rüstzeug zu geben, damit sie selbst über
ihren zukünftigen Weg frei entscheiden können, sei es
als Nonne, als Mae Chi oder als Laie.
Eine weitere wichtige Aufgabe sieht Dhammananda in der
seelsorgerischen Tätigkeit. Viele Frauen scheuen sich, mit
ihren frauenspezifischen Problemen zu einem Mönch zu gehen,
da dieser sie naturgemäss gar nicht verstehen kann und mitunter
auch gar nicht verstehen will. Schliesslich hilft der Ratschlag,
z.B. die Schläge eines Mannes hinzunehmen, weil sie vermutlich
das Ergebnis schlechten Karmas aus dem vorigen Leben
sind, nicht wirklich weiter. Dhammananda hingegen können
die Frauen sich leichter anvertrauen, da sie selbst Mutter ist
und durchaus auch handfeste Ratschläge geben kann, und sei
es nur, wie man ein Baby wickelt.
Warum aber dann den steinigen Weg gehen ? Hätte sie nicht
auch als Laie beratend tätig werden können oder wäre
es nicht einfacher gewesen, sich, wie ihre Mutter, als Nonne des
Mahayana weihen zu lassen ? Dieser ganze Ärger,
nur um eine gelbe Robe tragen zu dürfen ?
Dhammananda sieht sich selbst nicht als Kämpferin, sondern
als jemand, der nur dem Vorbild des Buddha folgen und
den Weg des Dharma gehen wollte. Auf der anderen Seite
erkennt man aber sofort, dass sie selbstbewusst und resolut genug
ist, um Leuten auf die Füsse zu treten, wenn es denn notwendig
ist, und besonders wenn es um ihr Fachgebiet, den Buddhismus,
geht, den sie immerhin seit 40 Jahren studiert. Ausserdem lehrte
schliesslich schon der Buddha, dass eine Sache nicht
richtig sein muss, nur weil viele Menschen sie für richtig
halten.
Darüberhinaus geht es nicht nur um das Recht eine gelbe Robe
tragen zu dürfen, sondern das Ganze hat durchaus auch einen
materiellen Hintergrund, denn thailändische Mönche geniessen
eine Reihe von Vergünstigungen, wie verbilligte Fahrten mit
öffentlichen Verkehrsmitteln, kostenlose ärztliche Versorgung
usw., von denen z.B. die Mae Chi ausgenommen sind. Diese
Vergünstigungen sollen dem Mönch die Konzentration auf
das Dharma leichter machen, indem sie ihm die alltäglichen
Sorgen ein wenig abnehmen.
Warum aber sollen thailändische Frauen, die im weltlichen
Leben ohnehin einen erheblichen Teil zum Bruttosozialprodukt des
Landes beitragen, von diesen Vergünstigungen ausgeschlossen
bleiben, wenn auch sie den Weg des Dharma gehen wollen
?
Glaubt Dhammananda, dass irgendwann in Thailand auch
Nonnen dieselbe Anerkennung erfahren, wie die allseits verehrten
Mönche ? Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Es gibt vor
allem noch organisatorische Hürden zu nehmen. So muss ein
Mönch, bevor er andere Mönche ordinieren kann, selber
mindestens zehn Jahre Mönch gewesen sein, aber auch hier
sieht Dhammananda durchaus Schlupflöcher : Bei Mönchen
des, von Rama
IV. gegründeten, Dhammayutika-Ordens
beträgt diese Zeit nur sechs Jahre. Darüberhinaus sieht
Dhammananda einen möglichen Frauen-Orden weniger
als ein Problem der Zeit, als vielmehr der Qualität. Wenn
die Etablierung eines Frauen-Ordens, der auf den Prinzipien von
Demokratie und Offenheit beruht, länger dauert, dann ist
das eben so. Schlechte Beispiele gibt es schliesslich schon genug.
Zumindest in der unmittelbaren Umgebung ihres Wat stösst
Dhammananda offensichtlich auf grossen Zuspruch, denn
von ihren täglichen Bettelgängen berichtet sie : "Sie
geben uns soviel zu essen ! Soviel !" |
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weiterführende Links |
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- http://www.thaibhikkhunis.org
- Website des Wat Songdhamma Kalayani und der Thai-Bhikkuni-Organisation.
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