Der Ta Prohm war einer der Haupttempel Jayavarmans VII. und beherbergte auch ein buddhistisches Kloster. Es ist einer der grösseren Bauten des Königs und verfügt über eine ganze Anzahl von verschiedenen Gebäuden.
 
Der Ta Prohm besitzt jedoch unter den Tempeln Angkors eine besondere Stellung : Die EFEO wählte diesen Tempel bewusst aus, um ihn in dem halbverfallenen Zustand zu belassen, in dem man ihn bei seiner "Wiederentdeckung" vorfand und in dem sich auch die meisten anderen Tempel Angkors vor ihrer Restauration befanden.
Die Archäologen beschränkten sich lediglich darauf, die Ruinen weitgehend von der Vegetation zu befreien und die Trümmer so abzusichern, dass ein gefahrloser Besuch des Tempels möglich ist. Das Ergebnis ist eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Angkors.
Truemmer bestimmen neben feinsten Reliefs das Erscheinungsbild des Ta Prohm.

Der ursprüngliche Name des Ta Prohm war Rajavihara, was soviel wie "Königliches Kloster" heisst. Laut der zentralen Stele wurde der Tempel im Jahre 1186 gegründet und diente der Erinnerung an die Mutter Jayavarmans VII.. Der Tempel ähnelt im Aufbau dem etwas grösseren Preah Khan, der dem Vater des Königs gewidmet war.
Das eigentliche Tempelgelände ist umgeben von einer enorm grossen Fläche, auf der sich früher eine Stadt befand.Hier lebten die Menschen, die mit der Wartung und Aufrechterhaltung des Ta Prohm beschäftigt waren. Laut der im Tempel gefundenen Stele gehörten etwa 80000 Menschen zu der Anlage, darunter etwa 2700 Offizielle und 615 Tänzer. Der Rest waren Leue, die in irgendeiner Weise mit der Versor-

gung des Ta Prohm zu tun hatten. Die äussere Umfassungsmauer ist 1500m lang und 650m breit, sicherlich gross genug, um die enorme Anzahl der Bediensteten zu beherbergen. An jeder Seite befindet sich ein Gopura, der Einlass zum Gelände bietet. Der Ta Prohm ist nach Osten ausgerichtet. Der östliche Gopura ist jedoch weitgehend zerstört. Er war jedoch auch von einem Turm gekrönt, der das Gesicht des Boddhisatva Avalokitesvara zeigte, das vermutlich dem Gesicht Jayavarmans VII. nachempfunden wurde.
Das weitläufige Areal des Ta Prohm ist bewaldet. Ein Pfad führt vom östlichen Gopura einige hundert Meter zum Tempel. Auf der rechten Seite passiert man die Ruinen eines Steinhauses. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes "Haus des Feuers". Jayavarman VII. liess 121 dieser Häuser entlang der Strassen seines Reiches errichten. Man vermutet, dass sie als Rastpunkte für rituelle Pilgerreisen dienten.
Kurz darauf gelangt man an eine kreuzförmige Terrasse, die über den Wassergraben führt. Dahinter befindet sich ein grosser, teilweise stark verfallener Gopura, der den Haupteingang in das Innere des Tempels bildete. Dieser Gopura ist kreuzförmig und im Inneren mit einer Doppelreihe von Säulen versehen. Einen Blick wert sind die Steinmetzarbeiten an der
"Haus des Feuers".
Aussenseite. Jayavarman VII. war Buddhist und der Ta Prohm war ursprünglich, wie bereits erwähnt, ein buddhistischer Tempel, wenn er auch ein Beispiel für den Synkretismus der Khmer ist und auch viele hinduistische Elemente enthält. Trotzdem zeigten viele seiner Reliefs überwiegend buddhistische Motive. Die Nachfolger Jayavarmans VII. waren jedoch strikt anti-buddhistisch und versuchten ein Renaissance der alten Religionen einzuleiten. Aus diesem Grunde liessen sie überall buddhistische Motive zerstören.
Ein Beispiel dieser, letztlich erfolglosen, Zerstörungsorgie sieht man an der Nordseite des Gopura : Ein Relief zeigt die Erdgöttin Bhumidevi, die ihr Haar auswringt, um den meditierenden Buddha vor Mara zu schützen. Die Darstellung des Buddha wurde aus dem Relief entfernt.
Der oestliche Hauptgopura. Die Goettin Bhumidevi wringt ihr Haar aus.
Das Innere desTa Prohm wirkt wie eine chaotische Ansammlung von Gebäuden, moosbewachsenen Mauern und Steinen. Über Jahrhunderte eroberte sich die Natur dieses Terrain zurück, eindrucksvoll sichtbar in Form der gewaltigen Baumwoll-Bäume und der Würgefeigen, deren Wurzeln sich durch die Gebäude schlängeln und die teilweise ganze Teile des Tempels umschliessen. Dies sind die klassischen Motive des Ta Prohm, die dem Tempel die Atmospäre eines verwunschenen Märchenschlosses geben.
Einige Gebaeude sind fest im Griff der Vegetation. Eines der klassischen Motive des Tempels.
Natürlich beschleunigt der Bewuchs den weiteren Verfall des Tempels, da die enormen Wurzeln das Mauerwerk sprengen. Darüberhinaus werden einige Teile nur noch von Wurzeln zusammengehalten und sollte der Baum einmal absterben, würden auch die Gebäudeteile zerstört. Aber was könnte das fundamentale Prinzip von der Vergänglichkeit der Dinge, besser repräsentieren, als der schleichende Verfall eines buddhistischen Tempels ?
Die Halle der Taenzer. Hinter dem Hauptgopura sieht man rechts, also in nördlicher Richtung, ein verfallenes Gebäude mit den Resten von Säulen, dahinter die Reste eines weiteren inneren Wassergrabens.
Man befindet sich nun in einem zu beiden Seiten von Mauern eingegrenzten Innenhof, in dessen Mitte sich ein langes Gebäude ohne Dach befindet. Hierbei handelt es sich um die "Halle der Tänzer". Die Türstürze im Inneren der Halle zeigen Apsaras und auch die Figuren an den, teilweise blinden, Türen deuten daraufhin, dass dieses Gebäude wirklich für rituelle Tänze diente.
Passiert man die "Halle der Tänzer", gelangt man zu einem weiteren Gopura, der den Durchgang durch die dritte Einfriedung bildet. Auch hier sieht man überall
den beeindruckenden Anblick gewaltiger Bäume, die sich in die Ruinen zu krallen oder direkt aus ihnen herauszuwachsen scheinen.
Innerhalb der dritten Einfriedung bietet sich ebenfalls ein chaotisches Bild. Eine Reihe von mehr oder weniger zerstörten Türmen umsteht das zentrale Heiligtum. Einige dieser Türme sind wohl spätere Ergänzungen zu dem Tempel. Die Orientierung fällt in dem Chaos aus Geröll und Pflanzen zusehends schwerer, da einige Gänge und Räume völlig verschüttet und unpassierbar sind. Man kann sich sehr gut vorstellen, welcher Sisiphosarbeit sich die früheren Archäologen bei der Restauration der anderen Tempel Angkors gegenüber sahen.
In einer Art Kreuzgang befand sich früher die Hauptstele des Tempels. Von hier aus gelangt man zu einer weiteren Umfriedung, die den Weg ins zentrale Heiligtum freigibt, das angesichts der Gesamtgrösse
des Tempels relativ klein wirkt. Man sollte sich einige Zeit im Halbdunkel des inneren Bereiches aufhalten und die geheimnisvolle Atmosphäre des Ta Prohm auf sich wirken lassen., bevor man sich zum südlichen Gopura der dritten Einfriedung aufmacht.
Der grosse Aufbruch. Dort findet man in einem kleinen Zwischenraum auf einem Giebeldreieck eines der berühmtesten Reliefs des Tempels, "Der grosse Aufbruch".
Es zeigt den Prinzen Siddharta, wie er sich bei Nacht und Nebel aufmacht, um den Palast seines Vaters fluchtartig zu verlassen. Dies ist der Beginn seiner langen Reise, die ihn schliesslich zum Buddha werden liess.
Von hier sollte man zurück in westlicher Richtung gehen, bis man zu einem weiteren Gopura gelangt. Dieser ist an der Aussenseite mit einer Reihe von Tierdarstellungen geschmückt und enthält eines der grossen Geheimnisse des Ta Prohm :
Wer genau hinsieht, erkennt an einem Türrahmen neben allerhand Affen, Hühnern und anderem Getier auch die Darstellung eines Tieres, das einem prähistorischen Stegosaurus verblüffend ähnelt.
Offensichtlich traf hier die Phantasie recht genau die Wirklichkeit, denn es ist schliesslich kaum anzunehmen, dass die Baumeister der Khmer etwas über die frühere Existenz eines derartigen Tieres wussten, geschweige denn auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit den Weg eines Stegosaurus kreuzten.
Von diesem westlichen Gopura kann man sich auf den Weg durch die dritte Umfriedung machen und folgt dem Pfad bis zum westlichen Eingang in das Tempelgelände. Im Gegensatz zum östlichen Gopura, ist dieser westliche noch gut erhalten und man erkennt die mittlerweile vertrauen Gesichter Avalokitesvaras / Jayavarmans VII., des klassischen Motives des Bayon-Stils.
Der "Stegosaurus".
In einigen Reieführern steht die Empfehlung, den Ta Prohm möglichst am frühen Morgen zu besuchen, da es dann noch am ruhigsten ist. Natürlich kennt jeder diese Empfehlung, was mittlerweile dazu führt, dass der Tempel gerade morgens stark überlaufen ist. Nicht erst seit ein paar Szenen für den Film "Tomb Raider" im Ta Prohm gedreht wurden, gehört der Tempel zu den berühmtesten Bauwerken Angkors. Es ist von daher völlig egal, wann Ihr den Ta Prohm besucht, Ihr werdet dieses Erlebnis immer mit Scharen von Touristen teilen müssen. Aber warum auch nicht ? Angesichts der Beschreibungen auf der Hauptstele des Tempels, darf man getrost davon ausgehen, dass hier schon zu Zeiten Jayavarmans VII. hektische Betriebsamkeit herrschte. Vielleicht geben die vielen heutigen Besucher gerade einen realistischen Eindruck davon, wie es früher im Ta Prohm zuging, auch wenn die Menschen damals, zugegebenermassen vermutlich nicht etwa alle 2m für Fotos posiert haben.
er westliche Eingang. Die meisten Gebaeude sind gruen bemoost.
 
 
 
 
 
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