Beim Phra Narai Ratchanivet handelt es sich um König Narais (1656 - 1688) Palast im Inneren der alten Stadt. Durch die ständige Bedrohung Ayutthayas durch die Burmesen sah sich Narai gezwungen, Lopburi als eine zweite Hauptstadt einzurichten, von der aus der König im Ernstfall das Land weiterhin regieren konnte. Offensichtlich gefiel ihm aber seine zweite Hauptstadt so gut, dass er gleich einen Grossteil des Jahres dort verbrachte, was sicherlich auch an diesem Palast gelegen haben mag.
 
Der Bau des Palastes wurde um das Jahr 1665 begonnen. Narai hatte Siam für Europäer geöffnet und pflegte Kontakte besonders zu den Franzosen. Bei Bau und Planung des Palastes liess er sich von Europäern beraten. Besonders die Befestigungsanlagen und umliegenden Forts gehen auf den Plan von Vater Thomas, einem italienischen Priester, der vor seiner Priesterschaft ein Experte im Festungsbau gewesen war, zurück. So ist auch der Palast von dicken Mauern umgeben. Der Palast besteht im Prinzip aus drei Teilen : Im Osten befanden sich das Parlament und
das Finanzministerium, im mittleren Teil befanden sich Elefantenställe und im Westen dann die Wohnräume des Königs und repräsentative Gebäude, in denen der König Staatsgäste, darunter auch Delegationen aus Europa, empfing. Der gesamte Palast weist einen eigentümlichen Mix aus chinesischen, thailändschen und europäischen Einflüssen auf und europäische Gesandte sprachen früher vom "Versailles Siams".
Interessant ist die Suttha Sawan Halle, in der Narai am 11. Juli 1688 starb und die von vier kleinen Teichen umgeben war, in denen der König badete. Das Wasser hIerfür stammte aus dem Wassertank, dessen Reste man neben einigen, stark europäisch angehauchten Lagergebäuden auf dem Feld hinter dem Eingang findet.
Ein weiteres interessantes Gebäude ist die Dusit Sawan Thanya Prasat Thronhalle. Diese hatte einen Balkon, von dem aus Narai Gesandschaften empfing. Als General Phra Phetracha im Jahre 1688 eine "leise" Palastrevolution gegen den, schon schwer erkrankten,
König anführte, liess Narai hier eine "Notordination" für einige verdiente Palastmitarbeiter abhalten um sie so in einer Nacht- und Nebelaktion in den Mönchsstand zu erheben und vor Petrachas Verfolgung zu schützen.
Mit dem Tode Narais endeten auch vorerst die guten Beziehungen zu Europa und der Palast verlor ebenso an Bedeutung, wie die gesamte Stadt Lopburi. Erst mehr als 150 Jahre später erlebte die Stadt eine Renaissance. Diesmal war es Rama IV., der dem alten Palast Narais seinen Stempel aufdrückte. Rama IV. regierte, ebenso wie Narai, unter der ständigen Bedrohung ausländischer Mächte. Dieses Mal waren es jedoch nicht die Burmesen, die das Reich bedrohten, sondern die europäischen Kolonialmächte. Obwohl Rama IV. eine äusserst umsichtige Politik im Bezug auf die imperialistischen Mächte betrieb, musste er doch immer mit einem Angriff auf die relativ neue Hauptstadt Bangkok rechnen. So wie vorher Narai, machte nun auch Rama IV. Lopburi zu einer Behelfshauptstadt, von der aus er im Falle einer Eroberung Bangkoks zu regieren gedachte. Narais teilweise schon verfallenen Palast liess er zu einer Residenz ausbauen, indem er neue Gebäude errichtete und dem Palast eine ganz neue Note gab. Wichtigstes Gebäude ist der Phiman Mongkut Pavillon. Dieses dreistöckige Gebäude wurde 1856 errichtet und diente Rama IV. als Regierungssitz. Daneben befindet sich die Chantara Phisan Halle, die unter Rama IV. renoviert wurde und ein schönes Beispiel klassischer Thaiarchitektur inmitten des Stil-Mixes darstellt. Interessant sind auch die Phra
Prathiap Gebäude, die Rama IV. in zwei Reihen errichten liess. Diese dienten als Wohnräume für die königlichen Hofdamen, also quasi den königlichen Harem und der Aufenthalt war Männern unter Strafe verboten. Rama IV. hatte neben seinen Amtsgeschäften also durchaus auch einen Sinn für die angenehmen Seiten des Lebens.
Die neueren Gebäude des Palastes bilden heute das Somdet Phra Narai National Museum. Dieses wurde im Jahre 1924 als "Lopburi Museum" eröffnet und im Jahre 1961 schliesslich zum heutigen Namen umbenannt. Das Museum enthält eine Reihe interessanter Stücke, angefangen von der Frühgeschichte bis zur Zeit Ramas IV.. Besonders die Stücke der Dvaravati- und Lopburi-Epoche sind einen Blick wert. Im Obergeschoss des Phiman Mongkut Pavillons, dem ehemaligen Schlafzimmer Ramas IV. , findet man eine Ausstellung von Stücken, die diesem König gehörten. Die Chantara Phisan Halle ist ganz der Regierungszeit Narais und seinen Beziehungen zu den Mächten Europas gewidmet. Die Stücke in den Phra Prathiap-Gebäuden befassen sich mit dem "nor-
malen" Leben im früheren Siam und zeigen Werkzeuge und Geräte. Desweiteren befasst sich eine Ausstellung mit dem thailändischen Schattenspiel und zeigt Stücke aus der Gegend Lopburis.
 
 
 
Plan
 
 
[ HOME ][ KONTAKT ][ UEBER MICH ][ LINKS ]
Kontakt fuer Fragen, Anregungen, zusaetzliche Infos und Kritik : hier
copyright © 2002 - 2008 Jörg Overbeck