Bo Seng liegt etwa 10km östlich von Chiang Mai und ist als "Schirmmacherdorf" bekannt. Wie dieser Name schon andeutet, dreht sich in Bo Seng alles um Schirme.
 
Vom einfachen Regenschirm bis zum grossen Verkaufsschirm wird hier alles in Handarbeit hergestellt, was in irgendeiner Weise Regen oder Sonne abhalten soll.
Ursprünglich stammt die Kunst der Schirmherstellung aus China. Hier wird vor allem der Volkstamm der Dai genannt, die eng mit den Thais verwandt sind.
Der Legende nach sollen es Mönche gewesen sein, die von einer Reise nach China die ersten Schirme nach Sukothai mitbrachten.
König Ramkamhaeng förderte dieses Handwerk und holte einige Schirmmacher aus Yunnan an seinen Hof.
In Bo Seng selbst gibt es eine Legende, wie die Kunst des Schirmmachens zu den Einwohnern des Dorfs kam :
Vor langer Zeit lebte ein Mönch namens Phra Inthaa in einem Wat in Bo Seng. Irgendwann ging dieser Mönch für einige Zeit in einen Wat nahe der burmesischen Grenze. Dort wanderte er umher und suchte Kontakt zu der Bevölkerung. Eines Tages kam ein Mann aus der Gegend zu dem Mönch und überreichte ihm einen handgefertigten Schirm, da er beobachtet hatte, dass der Mönch nichts besass, um sich gegen Sonne und Regen zu schützen. Der Mönch betrachtete den Schirm genau und fragte den Mann, ob er den Schirm selbst gefertigt habe. Der Mann bejahte und meinte, in seinem Dorf könne jeder solche Schirme herstellen. Phra Inthaa besuchte das Dorf mehrfach, liess sich das Handwerk genau erklären und machte Notizen. Schliesslich kehrte er nach Bo Seng zurück und über-
zeugte die Bewohner, nach seiner Anleitung ebenfalls Schirme herzustellen, was sich im Laufe der Zeit zu einem lukrativen Geschäft entwickelte. Im Jahre 1941 schlossen sich Einwohner Bo Sengs schliesslich zu einer Kooperative zusammen und gründeten die "Bo Sang Umbrella Making Cooperative Ltd." Bo Seng wurde zu einer Marke und mittlerweile produziert man eine grosse Anzahl von Schirmen und Fächern für den Export. Mittlerweile ist die Konkurrenz jedoch sehr gross, denn auch in anderen Orten lernte man schnell die Kunst des Schirmmachens.
Auch heute noch werden die Schirme weitestgehend nach dem überlieferten Verfahren hergestellt. Alles beginnt mit der komplizierten Herstellung des Papieres. Hierzu wird die Rinde des Maulbeerbaumes (thail. : Sa ) fein zerstossen und mit Wasser vermischt. Nun wird ein Tuch im Wasser ausgebreitet, auf dem sich die Zellulose in einer feinen Schicht absetzt. Diese wird getrocknet und das Tuch abgezogen. Das so erhaltene Sa-Papier wird auf das Schirmgestell aus Bambus gespannt. Anschliessend wird das Papier mit einem dicken ätherischen Öl bestrichen, welches das Papier imprägniert. ( Ich habe meine Schirme jedoch noch nicht im Regen ausprobiert. Es soll aber funktionieren. ) Zum Schluss werden die Schirme mit den gewünschten Motiven mit Ölfarbe bemalt.
Alle Arbeitsschritte können in Bo Seng auch direkt in einer Art Freilichtmuseum beobachtet werden. Eine grosse Anzahl von Schirmen werden für den Export gefertigt. Eine grosse Anzahl von Läden bietet Schirme und Fächer zu günstigen Preisen zum direkten Verkauf an.
Jährlich fandet zwischen dem 16. und 18. Januar das "Bo Seng Umbrella Festival" mit Musik, einem festlichen Umzug und natürlich einer Unmenge von Schirmen statt und dann wird es in dem immer noch beschaulichen Ort richtig eng.
Weniger bekannt ist, dass Bo Seng übrigens auch ein Ort ist, in dem auf traditionelle Art und Weise alte Musikinstrumente hergestellt werden.
 
 
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