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Unmittelbar vor dem Eingang
des Wat Suthat
befindet sich auf einer Verkehrsinsel die Grosse
Schaukel (Sao Chin Cha), eines der Wahrzeichen Bangkoks. |
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Einer hinduistischen Legende zufolge, beschloss Brahma
eines Tages, die Erde zu besuchen. Da er der ganzen Sache jedoch
nicht traute, schickte er Shiva, um die Vorraussetzungen
für einen Besuch zu überprüfen. Shiva
testete zuerst die Festigkeit des Bodens, indem er den rechten Fuss
auf die Erde setzte und mit dem linken Fuss das rechte Knie berührte.
So wartete er eine zeitlang. Als nichts passierte, rief er alle
Nagas, die in den Bergen wohnten, zusammen und schickte
sie ins Meer, da es eine Weissagung gab, dass alle Berge ins Meer
stürzen würden, wenn die Nagas sie verlassen
würden. Als alle Nagas herumschwammen, ohne dass etwas
passierte, besuchte Brahma die Erde von da ab jedes Jahr
zur selben Zeit - zufällig zur Zeit der Reisernte - für
zehn Tage.
Natürlich musste ihm zu diesen Besuchen auch etwas geboten
werden und die Menschen veranstalteten seitdem immer zur selben
Zeit ein Fest.
Da es sich um ein landwirtschaftliches Fest handelte, musste jedes
Jahr der Landwirtschaftsminister symbolisch die Rolle Shivas
übernehmen und die gesamte Festlichkeit, lediglich auf ein
Stück Bambus gestützt und mit dem linken Fuss das rechte
Knie be- |
rührend, verfolgen. Man kann sich
relativ leicht vorstellen, welchen Strapazen der Gute während
der stundenlangen Zeremonie ausgesetzt war. |
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In späteren Zeiten durften dann
auch andere, vornehmlich wohl jüngere und trainiertere Würdenträger
das Amt übernehmen.
Die grosse Schaukel wurde 1784 errichtet und beschreibt
den anderen Teil der Legende : Jedes Jahr wurde eine Schaukel zwischen
den Pfeilern, nach Art einer modernen Schiffsschaukel, angebracht.
Die Pfeiler symbolisierten hierbei die Berge und die Schaukel die
herabsteigenden Nagas.
Nun wurden drei Teams gebildet, die die Schaukel jeweils bestiegen.
Während die hinteren Teammitglieder dazu dienten, Schwung zu
holen, war es die Aufgabe des vorderen Mannes, einen Goldsack, der
an einer langen Bambusstange befestigt war, mit den Zähnen
(!!!) zu ergreifen.
Der Goldsack wurde hierbei für jedes Team in einer anderen
Höhe angebracht, wobei der unterste Goldsack natürlich
am schwierigsten zu fassen war und somit auch das meiste Gold enthielt.
Mit etwas physikalischem Grundverständnis kann man sich aufgrund
der Höhe der Schaukel leicht vorstellen, mit welcher Geschwindigkeit
diese unterwegs war und mit etwas medizinischem Grundverständnis
kann man sich ebenso leicht vorstellen, was passiert, wenn man bei
dieser Geschwindigkeit einen Goldsack direkt ins Gesicht kriegt.
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links :
Darstellung des Rituals auf einer
Wandmalerei im Wat
Ratchapradit |
Ich will hier gar nicht über
ausgeschlagene Zähne und gebrochene Nasen- und Jochbeine spekulieren.
Wer aber schon einmal die Begeisterung der Thais beim ( Thaiboxen
) gesehen hat, kann erahnen, dass auch diese Zeremonie ein Riesenspass
für die ganze Familie gewesen sein muss.
Aus Sicherheitsgründen wurde dieser Spass 1935
jedoch verboten. |
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rechts :
historisches Photo des Rituals |
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