Die Terrasse des Leprakönigs befindet sich einige Meter nördlich von der Elefantenterrasse, etwas abseits. Eine genaue Datierung fällt schwer. Man vermutet, dass sie unter Jayavarman VII. im Zuge grosser Erweiterungsarbeiten am Königspalast angelegt wurde, zu denen auch die Erweiterung des Baphuon gehörte. Der "Leprakoenig".
 
Ihren Namen erhielt die Terrasse von der gechlechtslosen Statue, die im 15. Jahrhundert auf der Terrasse aufgestellt wurde. Der Legende nach litten zwei Könige Angkors an Lepra und da die Statue keine Geschlechtsmerkmale aufweist, verbreitete sich im Volk die Legende, die Statue stelle einen der kranken Könige dar.
Heute geht man jedoch allgemein davon aus, dass es sich um eine Darstellung des hinduistischen Todesgottes Yama handelt. Bei der heutigen Statue handelt es sich um eine Replik aus Beton. Aus Angst vor Diebstahl wurde das Original in das National Museum in Phnom Penh gebracht. Trotzdem wurde selbst die Replik schon beschädigt und ihr Kopf gestohlen. Es bleibt zu hoffen, dass der Käufer zumindest sehr viel Geld für dieses bedeutende Beispiel des Khmer-Kopierhandwerks aus dem 20. Jahrhundert bezahlen musste.
Die Terrasse von aussen. Die Terrasse ist etwa 6m hoch und ragt mit drei Seiten auf die Strasse der Könige. Hinzu kommt eine kleinere, nach Osten gerichtete Erweiterung im Norden. Alle Seiten sind mit sieben Reihen von Figuren verziert, wobei die obere Reihe weitestgehend verfallen ist. Die untere Reihe zeigt Nagas und Fische. Darüber befinden sich sitzende Gottheiten, teilweise mit Schwertern, Devatas, Apsaras und andere Figuren.
Am besten sind die Reliefs an der nördlichen Erweiterung erhalten.
Bei den Restaurierungsarbeiten an der Terrasse stiess man auf ein Geheimnis :
Innerhalb der Terrasse fand man weitere Reliefs und als man den Schutt wegräumte, offenbarte sich eine weitere, über und über mit Reliefs bedeckte Mauer,
parallel zur äusseren Mauer. Der Abstand zwischen beiden Mauern war mit Laterit aufgefüllt. Diese "Terrasse in der Terrasse" ist heute freigelegt und kann über einen schmalen Weg besichtigt werden. Die Reliefs an dieser inneren Mauer waren über Jahrhunderte hinweg vor Umwelteinflüssen geschützt und sind dementsprechend gut erhalten. Sie entsprechen den Reliefs an der äusseren Mauer und zeigen ebenfalls sitzende Gottheiten, flankiert von Devatas und Apsaras. An den Ecken befinden sich wunderschöne, siebenköpfige Nagas.
Devata an der inneren Terrasse. weitere Figuren an der inneren Terrasse.
Es ist nicht bekannt, warum diese "innere" Terrasse exisitert. Da einige Figuren dieser Terrasse einen unfertigen Eindruck machen, vermutet man, dass die Arbeiten an dieser Terrasse eingestellt wurden, um die äussere Terrasse zu bauen. Eventuell erschien die ursprüngliche Terrasse dem Erbauer als zu schmal und sie wurde nach aussen hin erweitert. Eventuell gab es auch statische Probleme mit der inneren Terrasse und man gab sie auf. Eine weitere Theorie besagt, dass die innere Terrasse so etwas wie eine Unterwelt darstellt und eigentlich nie für menschliche Betrachter gemacht wurde.
 
Blick von oben auf die innere Terrasse. Weg um die innere Terrasse.
 
 
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