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Dieser, inzwischen weit über
die Grenzen Thailands hinaus berühmte Skulpturenpark ist in
erster Linie das Werk eines Mannes, des laotischen Künstlers
und Mystikers Boun Leua Surirat, um den sich schon zu Lebzeiten
Mythen rankten. |
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Demnach fiel der junge Leua auf einem Spaziergang
durch die Landschaft in ein tiefes Loch, in dem er auf den geheimnisvollen
Eremiten Kaew Ku stiess. Leua blieb einige Jahre
bei dem Eremiten, der ihm alles über den Buddhismus, die Unterwelt
und die Mythen des Mekong, in denen Schlangen , die Nagas,
eine bedeutende Rolle spielten, erzählte. Schon seit seiner
Kindheit war Leua von Schlangen fasziniert, die er auch
später noch als "reinste" aller Lebensformen bezeichnete.
Sich selbst beschrieb er oft als "halb Mensch, halb Schlange".
Nachdem Leua den Eremiten verlassen hatte und in die "normale"
Welt zurückgekehrt war, ging er eine Zeitlang nach Vietnam,
wo er sich als Brahmane betätigte und vermehrt hinduistische
Elemente in seine spirituellen Ansichten einfügte. Zurück
in Laos begann er seine Vorstellungen in Form von Skulpturen
darzustellen.
Leua war Autodidakt und da er wenig Geld hatte, begann er die
Figuren aus dem billigsten Material zu schaffen, das er bekommen
konnte : Beton, der zu- |
gleich als Sinnbild für
den beginnenden Aufschwung in Asien stand. Zu dieser Zeit errichtete
Leua in Laos mit dem Xieng
Khuan oder auch "Buddha Park"
direkt am Ufer des Mekong einen ersten Skulpturenpark.
Die Figuren verfielen jedoch schnell, da Leua noch nicht
die richtige Betonmischung gefunden hatte. |
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Nach der Machtübernahme der
kommunistischen Pathet Lao floh aber Leua im Jahre
1974 aus dem Land und landete zunächst in
einem Flüchtlingslager in Nong Khai, auf der anderen
Seite des Mekong. Nachdem er es zu etwas Geld gebracht
hatte, machte er sich nun daran, seine künstlerischen Visionen
in die Tat umzusetzen. Das Ergebnis ist dieser beeindruckende Skulpturenpark,
etwa 3km südöstlich der Stadt, den er nach dem Eremiten
benannte.
Leua fand schnell freiwillige Helfer, die jedoch, wie er selbst,
allesamt über keinerlei künstlerische Erfahrungen verfügten,
geschweige denn sich mit dem Material Beton auskannten. Trotzdem
entstanden in den nächsten Jahren über Hundert Skulpturen
mit teilweise riesigen Ausmassen, die in einem eigentümlich
naiven Stil gehalten sind und Figuren und Geschehnisse sowohl aus
der buddhistischen, als auch der hinduistischen Mythologie darstellen
und somit direkt Leuas Glaubenssystem widerspiegeln.
Leua starb 1996 an den Folgen eines Sturzes
von einer Leiter. Seine Helfer arbeiteten jedoch nach seinen Plänen
weiter und errichteten z.B. das Hauptgebäude, das mit seinen
seltsamen Kuppeln an einen indi- |
schen Palast erinnert. Im
oberen Stockwerk sind unter einer Glaskuppel Leuas sterbliche
Überreste aufgebahrt und die Leiche zeigt kaum Anzeichen von
Verfall. Laut Aussage seiner Helfer sollen auch die Haare und Fingernägel
immer noch wachsen und müssen regelmässig geschnitten
werden. |
Trotz des Einsatzes seiner freiwilligen
Helfer, verfiel der Park jedoch nach Leuas Tod zusehends,
bis die lokale Provinzverwaltung sich einschaltete, das Anwesen
unter ihre Obhut stellte und aufwendig renovierte, so dass die Anlage
heute wieder in ihrer ursprünglichen, beeindruckenden Schönheit
besichtigt werden kann.
Markanteste Skulptur ist die 25m hohe Darstellung eines Buddha,
der von einer Naga behütet wird. Auch hier zeigt sich
wieder Leuas Affinität zu Schlangen. Aber auch andere
Skulpturen haben beachtliche Ausmasse. Neben aller Grösse beeindrucken
aber vor allem der Detailreichtum und die Feinheit, mit der die
Figuren gearbeitet sind, immerhin handelt es sich um Beton. |
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Daneben klingt bei fast
allen Figuren auch immer ein gewisser Humor an und einige Gesichter
scheinen geradezu schelmisch zu grinsen. |
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Neben Figuren des Theravada-
und Mahayana-Buddhismus werden auch hinduistische Götter und
Dämonen dargestellt. Im Zentrum der Anlage befindet sich das
"Rad des Lebens", in dem die Vorstellungen vom ständigen
Kreislauf des Seins ("Samsara"), aber auch dessen
Überwindung dargestellt werden. Jedoch auch hier mit einer
gehörigen Prise Humor. Wo sonst repräsentieren neben einem
Polizisten und Soldaten auch ein Mafioso und ein Yuppie wichtige
Aspekte des Lebens ? |
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Man betritt die Skulturengruppe durch
einen runden Mund, der den Penis des Mannes in der Vagina darstellt,
quasi als Spermazelle. In der Mitte repräsentiert ein vielgesichtiger
Kopf die verschiedenen Gemütszustände. Man umkreist diesen
Kopf im Uhrzeigersinn und folgt dem Lauf des Lebens von der Kindheit
bis zu Tod und Begräbnis. Hier würde der Kreislauf wieder
von vorne beginnen, aber es besteht die Möglichkeit, sich von
einem Buddha ins Nirvana geleiten zu lassen.
Die beiden, sich umarmenden Skelette symbolisieren übrigens
nicht den Tod, sondern das "Ende der Liebe", das eben
auch ein Bestandteil des Lebens ist.
(Ein englischsprachiges und ausdruckbares Diagramm dieser Skulpturengruppe
findet Ihr hier.
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In dem Park kann man sich
stundenlang aufhalten und wer der Thaischrift mächtig ist und
die Beschreibungen zu den Figuren, die in den Beton eingeritzt sind,
lesen kann, hat sicherlich noch mehr Vergnügen. Es handel tsich
übrigens nicht um einen Wat, da dort keine Mönche
wohnen und auch Leua kein ordinierter Mönch, sondern
ein Brahmane war. Ausserdem hätte Leua, wie einer
seiner Helfer andeutete, auch kein Mönch werden können,
war er doch ein Fabelwesen, "halb Mensch, halb Schlange". |
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