Koh Phangan erfuhr in den letzten Jahren einen regelrechten Hype, der sicherlich massgeblich von "The Beach" initiiert wurde. Paradoxerweise förderte der Film gerade das, was im Buch eigentlich angeprangert wurde, nämlich die Ignoranz der Backpackergemeinde gegenüber den Kulturen der bereisten Länder.
Auch wenn Koh Phangan und speziell Had Riin im Buch noch gewissermassen als Hölle auf Erden dargestellt werden, zieht es doch mittlerweile die Partygemeinde genau da hin, was natürlich auch am Ruf der Full Moon Party liegt, der durch massive Medienpräsenz mittlerweile auch die letzten Hinterwäldler zwischen Tel Aviv und San Diego erreicht hat.
 
Wenn man heute auf Koh Phangan unterwegs ist, kommen einem Konvois von Baufahrzeugen entgegen, auf der Full Moon Party drängen sich Kamerateams aller Herren Länder, die Guesthäuser spriessen aus dem Boden, wo es früher primitive Bungalows gab und nur die Topologie Koh Phangans verhinderte bislang, dass ein Flughafen gebaut wurde.
Natürlich ist es auch hier überwiegend die Backpacker-Gemeinde, die aufschreit, während die Thais, deren Bungalows, Restaurants und Guesthäuser endlich eine Verkehrsanbindung fanden nun endlich die Früchte ihrer Arbeit und des langen Wartens ernten wollen. Wer will es ihnen verübeln ? Warum sollten sie auf das grosse Geld verzichten, nur weil ein paar party- und harmoniesüchtige Westler an ihrem Traum vom Paradies hängen, welchen sie in ihren eigenen Ländern nicht verwirklichen können oder wollen.
Doch ungeachtet aller Kritik und Vorhersagen : Koh Phangan ist einfach ein prima Ort zum Abhängen !!!
Während auf Samui Geschäftigkeit herrscht, lässt sich die Lebensart auf Koh Phangan immer noch am Besten mit "EASY" umschreiben.
Man kann vieles, muss aber nichts. Tagsüber kann man an einsamen Stränden liegen und nachts feiern bis zum Abwinken. Man kann mit dem Motorbike die Insel erkunden oder sich zu Fuss durch den Dschungel schlagen und seine geheimsten Vietnam-Phantasien ausleben. Im direkten Vergleich mit Koh Samui schneidet Koh Phangan immer etwas herber und ursprünglicher ab.
Während man auf Koh Samui bestrebt ist, dem Touristen möglichst perfekt einen reibungslosen Urlaub zu ermöglichen, ist Koh Phangan noch weit davon entfernt und Improvisation ist angesagt. Hier kann es immer noch passieren, dass der Strom ausfällt, weil auf einer Party mal wieder die Musik zu laut aufgedreht war und warmes Wasser in den Bungalows ist eigentllich erst in letzter Zeit Standard geworden, allerdings längst noch nicht überall. Während auf Koh Samui Kokosplantagen die Landschaft prägen und weitgehend domestiziert haben, gibt es auf Koh Phangan hauptsächlich noch dichten Regenwald. Während man auf Koh Samui alles bekommt und auch auf seine McDonalds-Burger nicht verzichten muss, rief die Eröffnung des ersten
7/11 in Hat Riin schon wieder die Puristen auf den Plan.
Auch die Atmosphäre ist immer noch etwas familiärer, als auf Samui, wo jedes Jahr Millionen von Touristen durchgeschleust werden. Auf Koh Phangan treffen sich jedes Jahr nahezu dieselben Leute in nahezu denselben Bars und bewohnen nahezu dieselben Bungalows.
Dies alles wird sich in absehbarer Zukunft sichelich ändern, denn auch auf Koh Phangan hält mittlerweile der "normale" Tourismus Einzug. Und, wie schon erwähnt, wer will es den Thais verübeln, wenn sie Gewinn aus ihren Ressourcen ziehen wollen? Trotzdem hört man bei Gesprächen mit Einheimischen immer wieder durch, dass sie eigentlich zufrieden sind, mit dem was sie haben, ein bisschen mehr zwar nicht schadet, aber auch nicht sein muss. Wenn ich in Thailand je so etwas wie ein "grünes" Bewusstsein gespürt habe, dann auf Koh Phangan.
Ein thailändischer, ich nenne ihn mal Geschäftsmann, der auf Koh Phangan eine kleine Bar betreibt, erzählte mir mal, dass er sein "Hauptgeschäft" auf Koh Samui habe, wo man mitunter auch mit harten Bandagen
kämpfen würde, wobei seine beiden freundlichen Bodyguards bei mir auch keinen Zweifel daran aufkommen liessen. Auf Koh Phangan erhole er sich bloss und seine Bar wäre gewissermassen sein Hobby und eine Möglichkeit, mit netten Leuten bei guter Musik abzuhängen. Auch fast alle anderen, mit denen ich mich unterhalten habe, wissen, dass gerade die Schönheit der Insel ihr wichtigstes Kapital ist. Die Full Moon Party spült ohnehin jeden Monat Geld auf die Insel und die Besucher kommen eh, ob sie nun in noblen Hotels oder in primitiven Bungalows wohnen müssen. Bleibt also zu hoffen, dass diese Einstellung noch ein wenig anhält. An dieser Stelle noch ein interessantes Zitat (Danke an Stahlmann) aus dem Jahre 1990, als der Tourismus selbst in Hat Riin noch in den Kinderschuhen steckte :
"Total überfüllt und teuer und die reinste Bodyshow am Strand.
Wir fanden's widerlich !"

(Michaela Fischer/Holger Hauser, D-Schallstadt)
(Quelle : Möbius/Ster "Thailand selbst entdecken" Regenbogen Verlag 1990)
( Ich hoffe, dass Michaela und Holger mittlerweile eine ruhigere und billigere Insel, auf der man sich vor allem auch etwas züchtiger kleidet, gefunden haben.)
 
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Eine interaktive Karte Koh Phangans. ... mehr   Ausgepowert von der Feierei ? Gelangweilt vom Strandleben ? Hier ein paar Tipps rund um Koh Phangan. ... mehr

 

 

 
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