Obwohl der Wat Pa Pao sicherlich zu den interessantesten und auch schönsten Tempeln Chiang Mais gehört, wird er nur relativ selten von Touristen besucht und auch in vielen Reiseführern findet er nur selten Erwähnung. Zumindest kann dies nicht an seiner Lage liegen, denn der Tempel befindet sich ausserhalb der alten Stadt, direkt gegenüber von der nordwestlichen Stadtmauer, ist also recht zentral gelegen.
 
Obwohl der Tempel schon recht alt aussieht, stammt er doch erst aus dem 19. Jahrhundert.
Errichtet wurde der Tempel von der Tai Yai-Gemeinde Chiang Mais. Diese stammen ursprünglich aus Burma, sind jedoch ethnisch mit den Thai verwandt
und sprechen auch einen Thai-Dialekt. Bekannter sind  
die Tai Yai unter ihrem burmesischen Namen Shan.
Die erste grosse Welle der Tai Yai kam mit der Eroberung Chiang Mais durch die Burmesen Mitte des 16. Jahrhunderts in die Stadt. Eine zweite Welle folgte gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als viele Burmesen nach Arbeit in der florierenden Teakholzindustrie suchten. Die letzte grosse Welle bestand aus politischen Flüchtlingen, die nach der Machtübernahme der Militärs in Burma das Land verliessen. Seitdem führen die Shan einen erbitterten Guerillakrieg gegen die Machthaber in Rangun.
Der Wat Pa Pao spielt auch heute noch eine nicht ganz unbedeutende Rolle im Befreiungskampf der Shan. So wurde z.B. der Gründer der "Shan State Army" Zoi Noyanta in diesem Tempel beigesetzt und eine Reihe
anderer Shan-Führer nahm an der Beerdigung teil.  
Auch setzt sich der Abt des Tempels gegenüber der thailändischen Regierung stark für die Flüchtlinge aus den Shan-Gebieten ein.
Der Tempel ist im burmesischen Stil gehalten und unterscheidet sich schon optisch von Thai-Tempeln.
Der Bot ist aus Stein und hat ein, von einem kleinen Chedi gekröntes Dach. Im etwas düster wirkenden Innengewölbe befinden sich u.a. drei Buddhafiguren im Mandalay-Stil.
Auffälligstes Gebäude ist der burmesische Chedi. Die Errichtung des Chedis wurde 1891 von König Inthawchayanon angeordnet. Der Chedi thront in einem tiefergelegten Innenhof zu dem verzierte Tore führen. Die teilweise eingesunkenen Tore und Steinfiguren im Innenhof geben dem Ganzen ein wenig die Atmosphäre eines Märchenschlosses.
Auffällig ist auch der steinerne Wihan mit seinem gestaffelten rot-goldenen Dach.
Einmal im Jahr, etwa gegen Ende März, ist der Wat Pa Pao Austragungsort des dreitägigen Poy Sang Long-Festes, bei dem neue Novizen ordiniert werden. Auch bei den Shan ist es üblich, dass jeder Junge zumindest einmal in seinem Leben ins Kloster geht und so besondere Verdienste für seine Familie, besonders seine Mutter, erlangt.
Beim Poy Sang Long-Fest werden die neuen Novizen zuerst wie kleine Prinzen herausgeputzt und grell geschminkt. Anschliessend tragen Familienmitglieder
und Freunde sie auf den Schultern umher, da die neuen Mönche als "Kristallsöhne" oder "Söhne des Himmels" die Erde nicht berühren dürfen. Am dritten Tag dann legen sie ihre Kostüme ab und legen in einer feierlichen Zeremonie die gelbe Robe der Mönche an.
 
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