|
Unmittelbar hinter dem
Wat Mahabut befindet sich das Haus von Maeh Nak, Thailands
bekanntestem und berüchtigstem Geist. Jedes Kind kennt die
ebenso romantische, wie auch grausame Geistergeschichte, die in
Thailand schon mehr als zwanzigmal verfilmt wurde. |
|
|
Die Ereignisse sollen sich irgendwann
im 19. Jahrhundert in eben dieser Gegend, dem Distrikt
Phra Khanong, zugetragen haben. Damals war Bangkok
noch weit entfernt, die Sukhumvit Road war nicht mehr als
ein Feldweg und Kanäle durchzogen die Reisfelder. In einem
ärmlichen Haus wohnte ein jung verheiatetes Paar : der Ehemann
Mak und seine wun-derschöne Frau Nak. Einigen
Erzählungen zufolge war |
Nak die Tochter des reichen
Dorfvorstehers, der nicht damit einverstanden gewesen war, dass
seine Tochter den aus armen Verhältnissen stammenden Mak
geheiratet hatte. Irgendwie hatten sie dennoch geheiratet und trotz
ihres harten und armen Lebens liebten beide sich innig.
Als Nak schwanger wurde, musste Mak zum Militär.
Die erste Zeit konnte er seine junge Frau noch regelmässig
besuchen, dann allerdings wurde er in den Norden versetzt. Er sollte
seine Frau nicht mehr lebend wiedersehen, denn Nak starb
bei einem Unfall und mit ihr auch das ungeborene Kind. Naks
Geist jedoch fand, getrieben von der Liebe zu ihrem Mann, keine
Ruhe und begann die Dorfbewohner zu terrorisieren. ( In Thailand
glaubt man, dass aus einer verstorbenen schwangeren Frau ein besonders
starker Geist wird.) Nach einigen Monaten kehrte Mak nichtsahnend
zurück. Er erreichte das Haus in einer Vollmondnacht und fand
dort seine Frau mitsamt ihrem neugeborenen Kind vor. Allerdings
kamen ihm beide, als er sie umarmte, seltsam kalt und abgemagert
vor. |
|
Nachbarn versuchten Mak davon
zu überzeugen, dass seine Familie längst tot sei und er
mit Geistern zusammen lebe. Mak tat dies jedoch als Unfug
ab und liess sich vom Augenschein blenden. Naks Geist wiederum
verfolgte jeden, der einen Keil zwischen die "Familie"
treiben wollte. Mehrere Dorfbewohner starben. Eines Tages kochte
Naks Geist ein Essen für Mak. Hierbei fiel
eine Zitrone ( in anderen Erzählungen ein Messer ) herunter.
Da der Geist sich unbeobachtet wähnte, verlängerte er
seinen Arm, um diese aufzuheben. Mak sah dies jedoch und
erkannte schlagartig, dass seine Nachbarn Recht hatten und er tatsächlich
mit Geistern zusammen lebte. In Panik rannte er zum Haus seiner
Schwester. Dieser gelang es vorerst, den Geist mit Weihwasser und
Gebeten |
von ihrem Haus abzuwehren. In der Folge
startete Naks Geist einen regelrechten Amoklauf. Mak
wurde auf Schritt und Tritt verfolgt und unzählige Unbeteiligte
kamen ums Leben. Schliesslich gelang es jedoch einem Mönch,
Naks Geist zu beschwören und in einer Flasche einzusperren.
Die Flasche wurde in einem der Kanäle versenkt.
Einer anderen Erzählung zufolge, fanden jedoch Fischer die
Flasche und befreiten unabsichtlich den Geist. Dieser begann daraufhin
erneut seinen Rachefeldzug. Mak hatte wieder geheiratet
und seine neue Frau wurde eines der ersten Opfer. Wiederum wurden
Mönche eingeschaltet. Erst als diese dem Geist versprachen,
in einem neuen Leben würde er wieder mit Mak vereint
sein, konnte der Spuk beendet werden. Es gibt jedoch noch unzählige
Geschichten, in denen Naks Geist immer noch umhergeht.
Noch heute fürchten sich viele Thais vor dem Ort, an dem diese
Geschichte stattgefunden haben soll und manche weigern sich sogar,
den Namen Naks in den Mund zu nehmen. Auf der anderen Seite
soll der Geist Naks aber auch Glück bringen und so
ist das kleine Haus am Rande des Tempels zu einer regelrechten Kultstätte
geworden, wo Thais, vor allem Frauen, Opfer darbringen und sich
dafür Glück in der Liebe oder der Lotterie erhoffen. Im
Haus selber thront eine Staute Naks, die mit Goldblättchen
überzogen ist. Vor ihr befindet sich ein kleiner Glaskasten
für ihr Kind. |
Der Fernseher vor der Statue läuft
ständig, da Naks Geist angeblich gerne fernsieht,
wobei er Soap Operas bevorzugt. Die vielen Kleider hinter der Statue
sind Geschenke an den Geist, ebenso wie das Spielzeug und die vielen
anderen Dinge, die das Haus wie einen Tante-Emma-Laden aussehen
lassen. Neben dem Haus befindet sich ein Holzbalken. Angeblich offenbaren
sich in dem Holz die Lottozahlen, wenn man Kerzenwachs darüber
tropfen lässt. Entsprechend verkohlt sieht der Balken auch
aus. Auch zwei grosse alte Bäume in der Nähe sollen glücksversprechend
sein und werden entsprechend frequentiert.
Wie schon erwähnt, wude Naks Geschichte schon mehr
als zwanzigmal verfilmt, zuletzt ziemlich gelungen |
|
im Jahre 1999.
Kinos, die Filme über Maeh Nak ("Mutter Nak")
zeigen, haben, um sich vor Naks Geist zu schützen,
in der Regel ebenfalls kleine Schreine eingerichtet, wo Opfer dargebracht
werden und natürlich pilgerte auch die gesamte Filmcrew der
letzten Verfilmung zu Naks Haus, um zu opfern. Trotzdem
soll Nak einige Mitglieder der Filmcrew verfolgt und es
soll auch mysteriöse Todesfälle gegeben haben.
Auch wenn man nicht an Geister glaubt, zieht die Geschichte Naks
und die Atmosphäre an ihrem Haus einen in ihren Bann. Ausserdem
ist der Kult um Maeh Nak auch ein schönes Beispiel
dafür, wie auch noch im modernen Bangkok das Leben
der Thais durchaus noch vom Geisterglauben bestimmt wird und wie
selbstverständlich sie damit umgehen. |
|