Diese Strasse unweit des Demokratie Denkmals ist, spätestens seit Leonardo Di Caprio dort in dem Film "The Beach" genächtigt hat, wohl die bekannteste Strasse Bangkoks und Treffpunkt der sogenannten Traveller und Backpacker.
 
Ursprünglich war die Khaosan Road ein ruhiges Wohnviertel, bis im Jahre 1982 das buddhistische Jahr 2525 gefeiert wurde. Diese Festlichkeiten zogen massenhaft Touristen ins Land und die Hotelpreise stiegen in die Höhe. Da viele Backpacker sich die teuren Hotels nicht leisten konnten oder wollten, begannen sie in der Gegend des Wat Phra Khaeo, wo die wichtigsten Feierlichkeiten stattfanden, die Anwohner nach freien Räumen zu fragen.
Durch Mundpropaganda kamen immer mehr Leute in die Gegend, die ersten Guesthouses entstanden und die entsprechende Logistik siedelte sich an. Schon bald gab es im Viertel um die Khaosan Road alles, was der Backpacker zu brauchen meinte, um ein gewisses Individualistenfeeling und der Neuling, um kein Heimweh aufkommen zu lassen : Internetcafes an jeder Ecke, Restaurants mit europäischem und israelischem Essen, Rockbars, Diskotheken, Cocktailstände, Reisebüros und vor allem allerhand Ramsch.
(Vor ein paar Jahren waren hier verspiegelte Diskokugeln in jeder erdenklichen Grösse der absolute Renner, wobei ich nie verstanden habe, was man mit den Dingern eigentlich in Thailand machen kann. Im Bungalow aufhängen und mit der Taschenlampe anstrahlen, während man auf dem Walkman die Lieblings-Mix-Kassette hört ? Wie gesagt : Ich habs nie verstanden, aber es wird schon nen Sinn geben. )
Dies alles hatte natürlich nichts mehr mit Thailand zu tun, sondern die Khaosan Road war mehr ein Niemandsland, oder -um doch einmal "The Beach" zu zitieren- "Rucksackland". Mittlerweile bewegen sich die Preise im Khaosan Viertel jedoch ebenfalls im gehobenen Bereich. Viele Zimmer in den Guesthäusern sind nur gerade mal so gross, dass ein Bett hereinpasst und haben oft das Bad auf dem Flur, kosten allerdings Summen, für die man woanders in Bangkok locker ein geräumiges Hotelzimmer bekommen könnte. Auch die Klamotten, die man auf der Khaosan Road kaufen kann, sind nicht selten doppelt so teuer, wie auf den normalen Märkten in Bangkok. Was gewissermassen aus Geldmangel geboren wurde, hat sich mittlerweile zu einem einträg-
lichen Geschäft entwickelt. Aber Kult hat eben seinen Preis. Und so kann man zumindest behaupten, man sei auf den Spuren Di Caprios gewandelt, obwohl dieser vermutlich selbst nie auf der Khaosan Road war. Die Szenen, in denen er in "The Beach" durch Bangkok schlendert, wurden nämlich auf Phuket gedreht.
Jedoch scheinen die Tage des Backpacker-Paradieses entgültig gezählt. Schon jetzt gibt es Pläne, die Khaosan Road mit Einkaufsmeilen und Luxushotels aufzupeppen. Der Gedanke dahinter ist, dass die Backpakker von einst mittlerweile Karriere gemacht haben, aber trotzdem noch gerne Reisen, wenn der entsprechende Komfort gegeben ist.
Mittlerweile sind auch die meisten Immobilien im Khaosan Viertel von thailändischen Konsortien mehr oder weniger freundlich übernommen worden und diese Firmen haben wenig Verständnis für Backpackerromantik, sondern sind eher an einer gut gefüllten Kriegskasse interessiert.
Wie Ihr vielleicht merkt, ist die Khaosan Road nicht unbedingt der Ort in Bangkok, an dem ich mich gerne aufhalte. Ich persönlich möchte in Thailand lieber etwas von Thailand sehen, was oft schon nicht so einfach, in der Khaosan Road aber fast unmöglich ist.
Ausserdem finde ich, dass die Bedienungen z.B. auffallend unfreundlich sind, was aber angesichts des Trubels nicht unbedingt verwundert. Spätestens wenn man den zehnten Farang beim Versuch die Zeche zu prellen erwischt hat, dürfte das warmherzigste Verständnis abkühlen und sich mindestens Gleichgültigkeit einstellen.
Auf der anderen Seite will ich aber nicht verschweigen, dass es, insbesonders in den Seitenstrassen durchaus noch gemütliche Kneipen und Orte gibt, an denen man es gut aushalten kann und leicht mit interessanten Leuten ins Gespräch kommt.
 
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