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Obwohl sein Name bei uns
nahezu unbekannt ist, war Kaysone Phomvihane eine der bedeutendsten
Personen der laotischen Nachkriegsgeschichte. Seine Bedeutung für
Laos entspricht in etwa der, Ho Chi Minhs für Vietnam
und auch in Laos versuchte man nach seinem Tode im Jahre 1992 einen
ähnlichen Personenkult um den "Genossen Phomvihane"
zu errichten. |
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Sichtbare Spuren dieses Personenkultes sind nicht
nur die vielen Statuen, die überall im Lande aufgestellt wurden,
sondern vor allem dieses Gebäude, das man zu seinen Ehren errichtete
und das im Jahre 2000 eröffnet wurde. Während
man im heutigen Laos kaum auf Anzeichen des Sozialismus stösst,
abgesehen von |
einer roten Fahne hier und
da, gibt es hier zumindest ansatzweise einen Hauch sozialistischer
Heldenverehrung stalinistischer Prägung, allerdings im laotischen
Stil : |
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Das Gebäude wirkt halbwegs monströs,
ist aber im Vergleich zu den Mausoleen anderer kommunistischer Führer
in der Welt vergleichsweise klein und befindet sich nicht etwa mitten
in der Stadt, sondern etwa 4km ausserhalb, eingereiht zwischen nicht
minder monströsen Hotelbauten und den Verwaltungsgebäuden
von Joint-Ventures mit nicht gerade als sozialistisch verschieenen
Ländern.
Das Gelände macht auch einen etwas verwahrlosten und verwaisten
Eindruck : Keine Schulklassen, die aus der Provinz angereist sind,
um ihrem grossen Idol zu huldigen und auch keine Soldaten, die im
Stechschritt paradieren. Genauer gesagt überhaupt keine Soldaten,
sondern eine junge Frau in einem eleganten Sarong, die
uns statt mit nach oben gereckter Faust mit einem sanften Wai
begrüsst und uns fragt, ob wir mit unserer Besichtigung ein
wenig warten können, im Moment sei nämlich kein Strom
da.
Zumindest die Denkmale vor dem Gebäude stimmen jedoch mit den
weitgehend Erwartungen überein :
In der Mitte vor dem Gebäude eine Bronzestatue Kaysones,
der freundlich lächelnd seinem Volk und dem Besucher zuwinkt.
Auch diese Statue wirkt jedoch relativ klein. Sie wurde, wie auch
die beiden Darstellngen rechts und links, in Nordkorea hergestellt,
wo man sicherlich, angesichts der dort üblichen monströsen
Darstellungen des regierenden |
obersten Cineasten und
Frisurenmodells, ganz andere Dimensionen gewohnt ist.
Die Figuren um die laotische Fahne symbolisieren den Aufbau einer
sozialistischen laotischen Gesellschaft. Sehr beliebt und auch
hier vorhanden : Der Pilot mit Fliegerhelm, der mit erhobener
Hand die Augen beschirmt und den Himmel absucht, als würde
er fragen : " Wo bin ich eigentlich noch nicht hergeflogen
?".
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Die Figuren um die rote
Fahne stehen für den revolutionären Kampf und die Wehrhaftigkeit
der laotischen Bevölkerung. Anzumerken ist, dass sich auch
hier Angehörige der Bergstämme mit Lanze und Armbrust
unter die Kämpfer mischen. Waren es doch gerade diese ethnischen
Minderheiten, die sich am längsten und erbittertsten, mit massiver
Unterstützung der Amerikaner, gegen das sozialistische Regime
zur Wehr setzten. |
Das zweistöckige Gebäude selbst
ist in einer Art postmodernem laotischen Stil errichtet. Das Innere
wirkt seltsam unbelebt und unfertig. Im Untergeschoss ein paar leere
Räume, die wohl zu Tagungszwecken dienen. Im Obergeschoss dann
eine weitere Statue Kaysones und eine Ausstellung die seinem
Leben und seinem revolutionären Kampf gewidmet sind. Man findet
persönliche Gegenstände, viele Photos und einige Nachbauten
von Stationen seines Lebens. Alles natürlich propagandistisch
aufbereitet. Der historische Nährwert der Installationen tendiert
also in etwa gegen Null, aber die Wiedergabe von historisch neutralen
Fakten ist sicherlich nicht der Sinn der Ausstellung.
Trotz aller Propaganda ist ein Besuch des Gebäudes dennoch
lohnenswert, denn gerade Grösse, Zustand |
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und vor allem Leere des
Gebäudes lassen viele Rückschlüsse auf den Stellenwert
des Sozialismus im Leben der Laoten und in der alltäglichen
Politik zu. Der ganze Komplex wirkt fast wie ein Alibi, nach dem
Motto : "Okay, wir haben unsere Pflicht erfüllt und
unseren Vorfahren ein Denkmal gesetzt, aber mit unserer Gegenwart
hat das nichts zu tun !" Ein Gedanke übrigens, der durchaus
dem Selbstverständnis des Pragmatikers Kaysone entsprochen
haben dürfte, der selbst wenig Interesse an ideologischen
Phrasen, als vielmehr an ihrem praktischen Nutzen hatte.
Wer übrigens für die gebotene Art von Propaganda empfänglich
ist und Bildunterschriften, wie "Vietnamesischer Soldat im
heroischen Kampf gegen die kolonialistischen Unterdrücker"
zu schätzen weiss, dem sei auch dringend das Lao
National Museum ans Herz gelegt. |
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