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Chalermchai Kositpipat
(*1955) war nach eigener Auskunft in seiner Jugend ein schlimmer
Finger, bis er begann, sich intensiv mit dem Buddhismus auseinanderzusetzen.
Nach Jahren intensiven Studiums des Dharma wurde aus dem
ungeduldigen, aufbrausenden und erfolgssüchtigen jungen Mann
einer der bedeutendsten Maler zeitgenössischer thailändischer
Kunst, dessen Bilder heutzutage hoch gehandelt werden. |
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In Chalermchai begann nun das Bedürfnis
zu wachsen, seinem Land,der Religion seines Landes und dem Dorf,
in dem er geboren wurde, etwas zurückzugeben. So beschloss
er in seinem Heimatdorf |
Rong Khun, einige
Kilometer südlich von Chiang Rai, einen völlig
neuartigen Wat zu bauen., wie ihn die Welt noch nicht gesehen
hatte. Die Arbeiten begannen im Jahre 1997. |
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Auch bei der Finanzierung des Projektes
wollte Chalermchai neue Wege gehen. Auf keinen Fall wollte
er Bettelbriefe um Spenden oder gar irgendwelche Mönche sehen,
die für Geld irgendwelchen Hokuspokus veranstalten. So finanziert
er den Tempel weitestgehend aus eigener Tasche, durch den Erlös
aus dem Verkauf seiner Bilder. Nach eigenen Angaben kostete ihn
das Projekt bislang etwa 30 Mio. Baht. Aber da sich seine Bilder
gut verkaufen und er selbst nicht viel Geld für sich braucht,
sieht er darin kein Problem. Natürlich können auch Gläubige
spenden, aber die Höhe der Spenden ist auf 250 $ begrenzt.
Seit dem Beginn der Bauarbeiten ist zumindest der Bot
weitestgehend fertiggestelt und zieht seitdem |
Scharen von Besuchern an.
Zu Recht.
Der Bot wirkt wie ein Bauwerk aus einer anderen Welt, dass
man auf die grüne Wiese gesetzt hat. Der Eindruck, den ich
beim Anblick des Gebäudes hatte, lässt sich allenfalls
vergleichen mit dem des verhüllten Reichstages in Berlin.
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Das ganze Gebäude ist komplett
weiss getüncht und mit Spiegeln verkleidet und sieht aus wie
ein Eispalast. Der unwirkliche Eindruck, den der Tempel hinterlässt
ist natürlich vom Künstler beabsichtigt, da ein Wat
natürlich auch die Pforte zu einer anderen Welt symbolisieren
soll. Die weisse Farbe soll die Reinheit Buddhas und des Dharma
darstellen.
Man betritt diese, andere Welt über eine Brücke, die über
einen symbolischen Teich führt, aus dem die Hände und
Gesichter derer ragen, die noch immer im Kreislauf des Lebens stecken.
Der Bot ist mit abstrahierten Fabelwesen verziert, wirkt
aber trotz aller Verspieltheit immer noch recht nüchtern.
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Die Wandmalereien im Inneren
sind, bis auf die Stirnseite, die einen grossen Buddha zeigt, noch
nicht fertig.
Für das "abgeklärte" europäische Auge mögen
Chalerms naive Bilder vielleicht kitschig wirken, man sollte
sie jedoch vor allem vor dem Hintergrund der klassischen thailändischen
Malerei sehen, denn das ist die Intention Chalerms : eine
neue Form der spirituellen Malerei zu finden ohne die Vorbilder
seines Landes zu |
gnorieren.
Diese angestrebte Synergie drückt sich auch durch die beiden,
von stilisierten Lotusknospen eingerahmten, zentralen Buddhastatuen
aus. Während die vordere Statue im klassichen Sukothai-Stil
gehalten ist, wurde die hintere Statue von Chalerm
selbst entworfen. Obwohl die Verweise auf klassische Stile unverkennbar
sind, trägt sie doch auch moderne, realistischere Züge
und könnte vielleicht einmal der Prototyp für einen neuen
Stil werden. |
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Wie erwähnt, ist bislang
nur der Bot halbwegs fertiggestellt. Es wird jedoch schon
an weiteren Gebäuden gearbeitet. Am Ende soll der Wat
aus insgesamt 9 Gebäuden bestehen und Chalerm hofft,
dass zumindest die Rohbauten irgendwann 2007 fertiggestellt
sind.
Die Hauptarbeit besteht dann aus der Innen- und Aussendekoration
und den Wandmalereien. Chalerm rechnet mit damit, dass
die Arbeiten am gesamten Wat noch etwa 60 Jahre (!!!) dauern
werden. Für den, nicht gerade unwahrscheinlichen, Fall, dass
er vorher stirbt, hat er sämtliche Entwürfe gesichert
und über Stiftungen dafür gesorgt, dass seine Schüler
auch ohne ihn die Arbeit fertigstellen können.
Zumindest der Bot soll in ca. 8 Jahren komplett fertiggestellt
sein.
Die Baustelle lohnt also immer mal wieder einen Besuch. Besonders
schön soll der Wat übrigens bei Vollmond sein, |
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