Die grosse Anzahl an Kanälen, den Khlongs, brachte Bangkok in früheren Zeiten den romantischen Beinamen "Venedig des Ostens" ein. Tatsächlich spielte sich der grösste Teil des alltäglichen Lebens auf dem Wasser ab. Unzählige Khlongs durchzogen die Stadt kreuz und quer. Ganze Märkte fanden auf dem Wasser statt, von denen die nachgestellten heutigen Floating Markets wohl nur noch einen schwachen Eindruck vermitteln.
 
 In den Jahren des rapiden Wachstums wurden jedoch die meisten der Khlongs zugeschüttet, um Platz für Strassen und Bauland zu gewinnen. Lediglich an einigen wenigen Stellen, besonders in Thonburi kann man noch einen vagen Eindruck gewinnen, wie es im "Venedig des Ostens" einmal ausgesehen haben mag. Diese Praxis des Zuschüttens bedeutete jedoch nicht nur einen Verlust an Romantik, sondern brachte auch handfeste Probleme mit sich, von denen sich jeder besonders in der Regenzeit mit eigenen Augen überzeugen kann.
Aus strategischen Gründen war Bangkok in der sumpfigen Chao Phraya-Ebene errichtet worden. Diese liegt nur wenige Meter über dem Meeresspiegel und war schon in früheren Zeiten regelmässig überschwemmt worden. Die Khlongs dienten als natürliche Abwasserkanäle, mit deren Verschwinden
auch diese Methode der Stadtentwässerung nicht mehr funktionierte.
Ausserdem wurden riesige Flächen innerhalb der Stadt mit Beton quasi versiegelt, so dass auch hier das Wasser nicht mehr abfliessen kann. Das völlig überlastete Abwassersystem der Stadt kann die riesigen Wassermassen in der Regenzeit schon längst nicht mehr aufnehmen und so kommt es, dass regelmässig grosse Teile der Stadt bis zur Hüfthöhe unter einer trüben Brühe versinken.
Hinzu kommt ein weiteres, viel gravierenderes, Pro- blem. Ebenso wie Venedig, wurde Bangkok auf Pfählen gebaut, die in einer tiefer gelegeneren Tonschicht stecken. Unter dieser Tonschicht befindet sich Grundwasser, dass einen Gegendruck zum Gewicht der Stadt aufbauen sollte. Um den enormen Wasserbedarf der Stadt zu decken, wurden jedoch unzählige Tiefbrunnen errichtet, die gerade dieses Grundwasser abpumpen und somit den Druck gegen die Tonschicht vermindern. Die Folge ist, dass die Stadt unter ihrem eigenen Gewicht jedes Jahr einige Zentimeter absinkt und Teile der Stadt schon jetzt unterhalb des Meeresniveaus liegen.
Dies ist eine weitere Charakteristik, die Bangkok mit Venedig gemeinsam hat.
 
 
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