19.09.2006 23:30
Hintergrund : General Sonthi Boonyaratkalin
General Sonthi Boonyaratkalin ist der Oberbefehlshaber
des Heers und der erste und einzige Moslem, der je einen so hohen
Posten in Thailand erlangen konnte. Sonthi, 59, machte
im Jahre 1969 seinen Abschluss an der Chulachomklao
Royal Military Academy und wurde daraufhin in das königliche
Infantery Korps berufen. Hier kommandierte er mehrere Eliteeinheiten,
darunter auch das "Special Warfare Command".
Seine Ernennung zum Oberkommandierenden des Heeres kam nicht nur
wegen seiner Konfession für viele überraschend. Allgemein
rechnete man damit, Thaksin würde einen seiner Kommilitonen
aus alten Militärakademiezeiten auf diesen Posten setzen.
Sonthis Kandidatur wurde jedoch von wichtigen Beratern
des Königs unterstützt, darunter General Surayud
Chulanont und der im Volke überaus beliebte und als
integer geltende Ex-Premier Prem Tinsulanonda. Sonthi
übernahm das Amt in einer Zeit gewalttätiger Unruhen
in den moslemischen Südprovinzen. Sonthi machte
jedoch nie einen Hehl daraus, dass seine Loyalität ausschliesslich
dem König gelte.
Sonthi schockierte die Öffentlichkeit im In- und
Ausland, als er bekannt machte, dass die Sicherheitsorgane im
Süden des Landes über "schwarze Listen" mit
den Namen bekannter militanter Separatisten verfügen. Er
liess jedoch im Unklaren, ob diese Listen zu gezielten Tötungen
geführt hätten. Trotzdem wird Sonthi als besonnener
und professioneller Soldat geschätzt, der selbst immer Menschenrechtsverletzungen
anprangerte. Selbst Thaksins ständige Kritik an
Sonthis Umgang mit der Krise im Süden, vermochte
es nicht, den guten Ruf Sonthis zu beschädigen.
Vielmehr sehen viele eine Hauptursache für die Eskalation
im Süden in Thaksins mangelnder Bereitschaft, Sonthi
mit den nötigen Kompetenzen auszustatten.
Wegen erheblicher Differenzen mit Thaksin gerade im Umgang
mit den Ereignissen im Süden des Landes ging man jedoch allgemein
davon aus, dass Sonthi seinen Posten bald wieder verlieren
würde. Vermutlich ergriff er deshalb diese vermeintlich letzte
Gelegenheit für den Umsturz. Die meisten Beobachter sehen
in Sonthi jedenfalls keinen Mann, der einen Staatstreich
zum eigenen Vorteil inszenieren würde.
Als sich die politische Krise in Thailand zuspitzte, erklärte
Sonthi, seine uneingeschränkte Loyalität zum
König und die Bereitschaft, alles zu unternehmen, was der
König vorschlage.
Während der letzten Monate wurde Sonthi desöfteren
bei öffentlichen Auftritten an der Seite seines politischen
Ziehvaters Prem Tinsulanonda gesehen, u.a. auch
bei Prems umstrittener Rede vor Kadetten, in der er diese
dazu aufrief, korrupte Führer abzulehnen und sie auf ihre
Loyalität zum König einschwor.
Dennoch dementierte Sonthi alle Putschgerüchte und
tat sie als Versuch ab, das Volk zu spalten. |